Die psychiatrische Übergangspflege am Neuromed Campus wurde 2010 ins Leben gerufen, um Patientinnen und Patienten nach einem stationären Aufenthalt einen nahtlosen Übergang in ihr gewohntes Umfeld zu ermöglichen. Zwei Kollegen begannen damals mit dem Aufbau eines poststationären, aufsuchenden Dienstes, dessen Aufgabe es ist, die Stabilität, die während des Aufenthalts im Universitätsklinikum erreicht wurde, zu erhalten und zu festigen. Im Laufe der Jahre wurde das Team auf bis zu zehn Vollzeitkräfte aufgestockt
Mit der psychiatrischen Übergangspflege werden sowohl die psychiatrischen als auch die medizinischen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten berücksichtigt, um krankheitsbedingte Rückfälle möglichst zu vermeiden und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Dies geschieht mit einem pflegerischen Behandlungskonzept, das regelmäßig überarbeitet, erweitert und evaluiert wird. Zielgruppe sind Patientinnen und Patienten zwischen 18 und 69 Jahren mit einer psychischen Erkrankung. Voraussetzung für die Betreuung sind eine freiwillige Kooperation, eine gute Compliance und der Ausschluss von Selbst- oder Fremdgefährdung. Ein besonderes Merkmal ist die aufsuchende Tätigkeit: „Wir besuchen die Patientinnen und Patienten in ihrem direkten Umfeld, zu Hause, wo sie leben, um sie dort bestmöglich zu unterstützen. So können wir die Behandlung und die Betreuung genau an die individuellen Lebensumstände anpassen“, berichtet DGKPin Manuela Riedl. Zu Beginn, vor 14 Jahren, wurden nur Patientinnen und Patienten in Linz-Stadt betreut. Doch rasch wurde klar, dass auch in den umliegenden Bezirken Bedarf besteht, und so erweiterte sich der Radius sukzessive auf das gesamte Einzugsgebiet des NMC, einschließlich Linz-Land und dem Mühlviertel. 2017 wurde die Übergangspflege interdisziplinär erweitert und auch der ambulante Bereich in das Angebot integriert.
Das Team der psychiatrischen Übergangspflege bietet vielfältige Unterstützung von der Begleitung zu externen Einrichtungen über gemeinsame Umfeldanalyse und Mithilfe bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen bis hin zu psychoedukativen Gesprächen, der Koordination mit anderen Berufsgruppen und der Organisation von Hilfsdiensten. „Ziel ist es immer, die Patientinnen und Patienten sowie ihr Umfeld so zu stärken, dass sie mit ihrer Erkrankung besser umgehen können und Krisen minimiert werden. Auch die Angehörigenarbeit und die langfristige Sicherung der psychischen Stabilität spielen dabei eine wichtige Rolle“, erklärt die Expertin. In der dreimonatigen Zusammenarbeit sollen die PatientInnen (wieder) befähigt werden, ein möglichst selbstbestimmtes Leben im eigenen Zuhause zu führen – entweder mit minimaler Unterstützung oder auch ganz eigenständig. Die psychiatrische Übergangspflege versteht sich dabei nicht als dauerhafte Betreuung, sondern als vorübergehende Überbrückungshilfe und wichtiges Bindeglied zwischen stationärer Versorgung und einem stabilen Alltag im gewohnten Umfeld.