Viszeralchirurgie
Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kepler Universitätsklinikum gilt seit 1990 als Kompetenzzentrum minimalinvasiver Chirurgie. Das Spektrum der laparoskopischen Eingriffe umfasst das komplette Feld der Viszeral-Chirurgie bei gut- und bösartigen Erkrankungen. Schwerpunkte sind die Behandlung von gut- und bösartigen Dickdarm-, Speiseröhren- und Magenerkrankungen, Gallenblasenentfernungen, Bruchchirurgie, Eingriffe bei Übergewicht sowie Eingriffe an Milz, Leber, Bauchspeicheldrüse und Nebennieren sowie Blinddarmoperationen.
„Die immer häufiger eingesetzten, minimalinvasiven Eingriffe haben in den letzten Jahren große Veränderungen in der Chirurgie bewirkt. Mehr und mehr Operationen, die bis dahin über große Bauchschnitte operiert wurden, können heute gewebeschonend über kleine und kleinste Schnitte durchgeführt werden. Im Unterschied zur klassischen, „offenen“ Technik, bei der die Bauchhöhle mit bis zu 30 cm langen Schnitten geöffnet wird, erfolgt der Zugang zu den erkrankten Organen bei minimalinvasiven Eingriffen durch mehrere, meist nur wenige Millimeter lange Schnitte. Über diese Zugänge werden Kameraoptik und spezielle Instrumente eingeführt, mit denen die Operation durchgeführt wird. Die minimalinvasive Chirurgie ist somit zu einer gängigen Operationstechnik geworden“, sagt Prim. Univ.-Doz. Dr. Andreas Shamiyeh, Vorstand der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kepler Universitätsklinikum.
Vorteile minimalinvasiver Chirurgie für die Patientinnen und Patienten
Die Vorteile dieser minimalinvasiven Eingriffe sind für die Patientin bzw. den Patienten am eindrucksvollsten im Zeitraum direkt nach der Operation und der Woche danach spürbar. Die postoperativen Schmerzen sind deutlich geringer, die Patientin bzw. der Patient kann schneller und besser das Krankenbett verlassen und sich selbstständig bewegen. Die kleinen Narben heilen meist sehr schnell und ohne Komplikationen. Bessere kosmetische Ergebnisse sind die Folge. Durch dieses schonende Operationsverfahren wird somit die Dauer der gesamten Rekonvaleszenz verkürzt, so dass die Patientin bzw. der Patient früher in sein Alltagsleben zurückkehren kann, als bei der klassischen Operation.
Die Entwicklung der minimalinvasiven Chirurgie in Linz
Im März 1990 wurde im damaligen AKh Linz, an der 2. Chirurgischen Abteilung (heute Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kepler Universitätsklinikum) die erste laparoskopische Operation, eine Gallenblasenentfernung, in Österreich durchgeführt.
Die Grundidee der Laparoskopie stammt schon aus früherer Zeit. 1910 hat der Chirurg Hans Christian Jacobaeus mit einem simplen Rohr ohne Gas und Video die Bauchhöhle inspiziert. Dies wurde vor allem nach Trauma durchgeführt, um zu sehen, ob es im Bauch blutet. Dank moderner Diagnostik mittels Ultraschall und CT ist dies heute allerdings so nicht mehr erforderlich.
Der Gynäkologe Kurt Karl Stephan Semm war es, der in Deutschland 1983 im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung den Blinddarm entfernte – dies gilt als die erste laparoskopische Operation. Schließlich erfolgte durch Erich Mühe, ebenfalls in Deutschland 1985,die erste minimalinvasive Gallenblasenoperation. Das war der Start einer revolutionären Entwicklung in der Chirurgie. Das Chirurginnen- und Chirurgenteam in Linz rund um Professor Wolfgang Wayand ist sehr früh auf diesen Zug aufgesprungen. So wurden in kurzer Zeit zahlreiche Premieren gefeiert. 1991 wurden schon Darm- und Lungeneingriffe minimalinvasiv, 1992 Magen-, Leber- und Leistenbruchoperationen durchgeführt.
Ein Österreich-Register wurde initiiert, in dem die Ergebnisse von Gallenblasen- und Blinddarmoperationen gesammelt und dokumentiert wurden. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten folgten, die die Gründung des Ludwig Boltzmann Instituts für operative Laparoskopie zur Folge hatten.
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie - führend in Österreich
2020 ist die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie eine der führenden Kliniken für minimalinvasive Chirurgie in Österreich, der absolute Schwerpunkt liegt in der minimalinvasiven Chirurgie von Dickdarmoperationen. Knapp 100 Kurse für laparoskopische Darmchirurgie für Chirurginnen und Chirurgen wurden seit 2004 national und international abgehalten. Alleine für heuer sind zwei Fellowships und sechs Kurse geplant.
Zukunft – Roboter?
Die weitere Entwicklung der letzten Jahre war durch eine Minimalisierung des Zugangstraumas (Durchtrennung von Haut- und Weichteilschichten) geprägt. Die Zahl der Einschnitte in die Bauchhöhle wurden weniger und noch kleiner (= Reduced Port Surgery). Verwendet man gar nur mehr einen Zugang, spricht man von der Single Port Chirurgie. Dabei bringt man dann alle Geräte zum Operieren nur mehr durch einen einzigen Zugang in den Bauch ein (z.B. Nabel).
Verbunden war dies mit einer weiteren Verbesserung und Innovation der Gerätschaft für laparoskopische Operationen. Unterstützt wird die Qualität durch Entwicklungen durch Verbesserungen in der Bildtechnik. 4K und 3D sind in vielen Operationssälen schon Standard.
Die jüngste Entwicklung in der Chirurgie ist die Entwicklung von Telemanipulatoren auch als Roboter bezeichnet. Das Prinzip der Roboterchirurgie ist einfach. Je genauer eine Operation durchgeführt wird und je weniger umgebendes Gewebe betroffen wird, desto schneller ist die Genesung der Patientin bzw. des Patienten. Um diese Genauigkeit bei Operationen zu erreichen, hilft der von der Operateurin bzw. dem Operateur gesteuerte chirurgische Roboter. Planungen dazu erfolgen auch im Kepler Universitätsklinikum für das Jahr 2020, um auch hier auf dem neuesten Stand der Technik und Wissenschaft zu sein.