Viszeralchirurgie
Chirurgische Eingriffe korrelieren mit dem Grad an aufgebrachter Aufmerksamkeit des Chirurgen während des Eingriffs und dem Ablenkungspotential aus der Umgebung. Eine besondere Herausforderung ist dabei die Augen-Hand-Koordination bei der Bedienung komplexer endoskopischer Apparaturen. Im Forschungsprojekt MinIAttention adressieren Prof. Alois Ferscha (JKU – Institut für Pervasive Computing) und Dozent Andreas Shamiyeh (Kepler Universitätsklinikum) das grundlegende Problem der menschlichen Aufmerksamkeit im Kontext der minimal-invasiven Chirurgie.
Das Vorhaben zielt auf die Entwicklung von belastungs- und aufmerksamkeitssensitiven Gestaltungsprinzipien für zukünftige Medizintechnik im minimal-invasiven Operationssaal der Zukunft ab. Endoskope der Zukunft sollen zu aufmerksamkeitsgeleiteten Assistenten des Chirurgen werden. MinIAttention zielt auf die Entwicklung formaler Modelle der menschlichen Aufmerksamkeit ab. Die angestrebten Modelle werden mit Implementierungen von Machine-Learning-Systemen, basierend auf Blickverfolgungssensoren, Körperhaltungs- und Bewegungssensoren und in die Kleidung des Chirurgen integrierte Positions-, Beschleunigungs- und Orientierungssensoren überprüft. MinIAttention wird als der Grundstein für die Etablierung eines „European Instrumentation and Qualification Center for Laparoscopic Surgery" verstanden, welches zugleich auch ein strategisches Vorhaben der neugegründeten Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz darstellt.
Prim. Andreas Shamiyeh, Vorstand der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kepler Universitätsklinikum, leistet mehr als 400 laparoskopische Eingriffe pro Jahr und meint: „Wenn ich im OP stehe, gibt es für mich nur ein Ziel – die Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen und frühestmöglich entlassen zu können." Er verweist darauf, dass komplexe, umständlich zu bedienende Medizintechnik im OP keinen Platz hat. „Mit MinIAttention machen wir einen Vorstoß in eine völlig neue Richtung der Endoskop-Technik."
Professor Alois Ferscha, Leiter des Instituts für Pervasive Computing an der JKU und Initiator sowie Koordinator des MinIAttention Projektes meint, dass „wir hier nicht nur die äußerst schwierige Forschungsfrage der Einschätzung des Aufmerksamkeitsniveaus einer hochgradig kognitiv belasteten Person in Echtzeit aufgegriffen haben", sondern „eine neue Medizintechnik mit ,eingebetteter Intelligenz‘ demonstrieren möchten, die aus dem Hintergrund heraus beobachtet, analysiert, Hilfestellungen und Empfehlungen ableitet" und nur dann auf die Chirurgin/den Chirurgen zurückwirkt, wenn das in der Situation notwendig ist – „Medizintechnik, die mitdenkt, wenn Sie so möchten!"
Vorstand der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kepler Uniklinikum
Univ.-Doz. Dr. Andreas Shamiyeh mit Team im OP-Saal