Erkrankungen der Pulmonalklappe sind in der Regel angeboren und betreffen somit das Kindes- und Jugendalter - eine Domäne der Kinderkardiologie. Das Besondere an unserem Fall ist, dass ein nun 81-jähriger Patient mit einer schweren Erkrankung der Pulmonalklappe vorstellig wurde. Nur durch die hervorragende Zusammenarbeit der Kinderkardiologie und der Erwachsenenkardiologie am Kepler Universitätsklinikum konnten wir diesem Patienten helfen: Dem Patienten wurde eine sogenannte "Melody Pulmonalklappe" minimalinvasiv komplikationslos über die Leiste eingebaut. Der Eingriff wurde von einem Erwachsenenkardiologen (OA Dr. Jörg Kellermair) und einem Kinderkardiologen (OA Dr. Roland Gitter) durchgeführt.
Bei der Melodyklappe handelt es ich um eine biologische Klappe, die aus einer Halsvene eines Rindes entnommen wird. Die Klappe wird auf ein Stentgerüst manuell aufgenäht. Dieser Stent wird mittels eines Ballonkatheters zu seinem Bestimmungsort (nämlich der menschlichen Pulmonalklappe) gebracht. Hierzu wird die Leistenvene des Patienten punktiert. Der Stent mit der Klappe wird sodann über die große Hohlvene in das rechte Herz vorgebracht. Auf Höhe der erkrankten Pulmonalklappe wird der Ballon des Katheters aufgeblasen, sodass sich der klappentragende Stent entfaltet, und sich an der Position der erkrankten Pulmonalklappe verankert. Die erkrankte Pulmonalklappe wird sodann durch die gut funktionierende Melodyklappe ersetzt.
„Die Melodyklappe wurde ursprünglich für Kinder und Jugendliche konzipiert. Unser Patient ist der weltweit älteste Patient, der mit dieser Methode jemals behandelt wurde. Erschwerend war in diesem Fall, dass durch das jahrzehntelange Bestehen der Erkrankung, die Pulmonalarterie des Patienten bereits erheblich erweitert ("aneurysmatisch") war, was den Einbau verkompliziert hat. Der Eingriff konnte erfolgreich durchgeführt werden und der Patient konnte bereits 72 Stunden nach dem Eingriff aus dem Krankenhaus entlassen werden", zeigen sich OA Dr. Jörg Kellermair (Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin) und OA Dr. Roland Gitter (Klinik für Kinderkardiologie) sehr erfreut.
Generell steht dieser Fall auch exemplarisch für die Notwendigkeit der immer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Kinderkardiologie und Erwachsenenkardiologie. Waren bislang ausschließlich Kinderärztinnen und -ärzte mit dem Thema der angeborenen Herzfehler konfrontiert, hat sich dies aufgrund des medizinischen Fortschrittes geändert: 90 Prozent der Kinder mit angeborenen Herzfehlern erleben mittlerweile das Erwachsenenalter und werden an wenigen universitären Spezialinstitutionen in Österreich versorgt. Mittlerweile leben
0,5 Prozent der Erwachsenen haben einen angeborenen Herzfehler -Tendenz steigend.