Das gesellschaftlich zunehmende Gesundheitsbewusstsein motiviert die Bevölkerung natürlichen Lebensmitteln den Vorzug zu geben. Verglichen mit industriellen Lebensmitteln liegt deren Vorteil darin, dass sie in der Regel weniger verarbeitet sind und somit mehr Nährstoffe enthalten, wodurch eine ausgewogene Ernährung und gute Sättigung möglich wird. In der Vermarktung von Quetschies für die Kleinen bzw. Smoothies für die Großen hat sich die Lebensmittelindustrie an diesem Ernährungstrend bedient.
Quetschies sind ein verpackter Snack, der hauptsächlich für Kinder gedacht ist. Sie bestehen in der Regel aus Obst- und/oder Gemüsepüree, manchmal auch mit Joghurt oder zerkleinertem Getreide, das in einer praktischen, quetschbaren Verpackung angeboten wird. Diese Verpackungen sind oft für unterwegs gedacht und ermöglichen es Kindern, mithilfe des Saugaufsatzes den Snack ohne Verschütten oder Verschlucken zu genießen.
Smoothies sind ebenso cremige Getränke, die aus einer Mischung von frischem Obst, Gemüse, Flüssigkeit (wie Wasser, Saft oder Milch) und manchmal auch anderen Zutaten wie Joghurt, Nüssen, Samen oder Proteinpulver hergestellt werden. Die Zutaten werden in einen Mixer zu einer glatten Konsistenz verarbeitet, wodurch ein dickflüssiges und erfrischendes Getränk entsteht. Erwachsene sehen in Smoothies oft eine gute Möglichkeit, mehr Obst und Gemüse in die Ernährung zu integrieren, da sie bequem transportierbar sind und ohne das Risiko von klebrigen Händen oder Flecken in der Kleidung, konsumiert werden können.
Die Praktikabilität, die Lebensmittel in cremiger bzw. flüssiger Form bieten, ist die größte Motivation für den Kauf bzw. die Herstellung von diesen pürierten Mahlzeiten. Zudem beobachten Eltern, dass Kinder oftmals Obst ablehnen, während sie Quetschies gerne annehmen. Ursächlich dafür ist der hohe Obst- und damit Zuckeranteil in den Produkten. Auch die Erwachsenen greifen bevorzugter zu Obst- als zu Gemüse-Smoothies.
Fruchtpüree ist ein verarbeitetes Produkt. Durch den Prozess des Mixens gehen wichtige Nährstoffe, wie Vitamine/Mineralstoffe und Ballaststoffe verloren. Im Gegenteil zu selbsthergestellten Quetschies/Smoothies werden industrielle Produkte oft zusätzlich kälte- oder hitzebehandelt, um die Haltbarkeit zu erhöhen. Was bleibt, ist der im Obst natürlich vorkommenden Fruchtzucker, weshalb Obst in dieser Konsistenz als besonders süß und damit schmackhaft bewertet und von Kindern besser akzeptiert wird.
Die Menge an Obst, die es für ein Quetschie/einen Smoothie benötigt, liegt meist deutlich über den Zufuhrsempfehlungen von maximal zwei Handvoll Obst pro Tag. Ein solcher, regelmäßiger Überkonsum kann für den Menschen gesundheitliche Nachteile bringen, sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter.
Die Leber spielt eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel von Fruchtzucker, auch bekannt als Fructose. Wenn Fructose in den Körper gelangt, wird sie von der Leber aufgenommen und in Glucose umgewandelt, um als Energiereserve gespeichert zu werden. Dieser Prozess wird als Leberglykogenese bezeichnet. Sollten einmal die Energiereserven des Körpers erschöpft sein, weil er beispielsweise eine längere Sporteinheit oder Fastenperiode ausgesetzt ist, kann das Leberglykogen in Glucose umgewandelt und zur Energiegewinnung verwendet werden.
Die Leber kann jedoch nur eine begrenzte Menge an Glykogen speichern. Wenn der Körper mehr Fructose aufnimmt, als er für den Energiebedarf benötigt, wird die überschüssige Fructose in Fett umgewandelt und in der Leber gespeichert. Dieser Prozess kann langfristig zu einer Fettleber führen und damit zu Funktionseinschränkungen dieses lebenswichtigen Organs.
Anders als bei frischen Obst, muss der Verdauungstrakt bei pürierter Konsistenz nur wenig Verdauungsleistung aufbringen. Püree muss nicht von den Zähnen zerkleinert und nur wenig von der Magensäure zersetzt werden. Entsprechend rasch passiert es den Darm und kann so zu einer Überforderung von diesem führen. Besonders Kleinkinder reagieren deshalb oftmals mit Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfällen.
Im Rahmen der kindlichen Essentwicklung wird die Konsistenz der Lebensmittel zunehmend fester, wodurch sich die Mundmotorik und Muskelstärke von Zunge und Gaumen entwickeln kann. Wenn Kinder keine Gelegenheit haben, feste Lebensmittel zu kauen und zu schlucken, kann sich dies negativ auf ihre Mundmotorik und damit auch auf ihre Sprachentwicklung auswirken.
Zudem ermutigt das Anbieten von festen Lebensmitteln Kinder dazu, sich selbst zu füttern und dabei ihre Feinmotorik zu entwickeln. Quetschies hingegen werden aus einer quetschbaren Verpackung gesogen, was den Kindern keinen Anreiz gibt, ihre Feinmotorik auszubauen. Auch ermöglicht das Essen von festen Lebensmitteln es den Kindern eine Vielzahl von Geschmackserfahrungen zu sammeln und ihre Geschmacksvorlieben zu entwickeln. Quetschies bieten in der Regel lediglich einen süßen Geschmack, der sich von anderen Lebensmitteln nicht unterscheidet. Durch den übermäßigen Konsum von Quetschies könnten Kinder möglicherweise weniger bereit sein, neue Geschmäcker und Texturen auszuprobieren.
Quetschie-Konsum kann zudem das Kariesrisiko erhöhen. Durch das Saugen am Quetschbeutel werden Zähne mit dem Fruchtmus umspült. Da Milchzähne weniger Mineralstoffe als bleibende Zähne haben, kann die Fruchtsäure eher den Zahnschmelz angreifen und so das Karieswachstum begünstigen.
„Um den Körper nicht zu überfordern und im Kindesalter die Zahn- wie Essentwicklung positiv zu beeinflussen, ist es wichtig, dass Quetschies nicht als Hauptnahrungsmittel für Kinder verwendet werden, da sie oft viel Zucker enthalten und nur wenige Nährstoffe bieten. Aufgrund des reduzierten Nährstoff- und Ballaststoffgehaltes ist ganzes Obst und Gemüse auch im Erwachsenenalter einen Smoothie vorzuziehen. Letztendlich sollte die alltägliche Ernährung ausgewogen sein und eine Vielzahl von Nahrungsmitteln enthalten, um sicherzustellen, dass alle nötigen Nährstoffe ausreichend zugeführt werden. Wird gelegentlich auf pürierte Speisen zurückgegriffen, so ist auf die Nährwerttabelle und Zutatenliste zu achten, um sicherzugehen, dass der Zuckerkonsum überschaubar bleibt“, so Ramona Parzer, Diätologin am Kepler Universitätsklinikum in Linz.