Bei Untersuchungen des Magen-Darmtraktes spielen seit jeher endoskopische Untersuchungen eine zentrale Rolle. Während die klassischen Magen- und Darmspiegelungen seit Jahrzehnten etablierte Verfahren darstellen, konnte nun das Spektrum der Untersuchungstechniken nochmals erweitert werden. Dies verbessert nicht nur die Qualität der Diagnostik, es wird auch die Sicherheit der etablierten Verfahren erhöht.
Die Darmspiegelung gilt als besonders wichtige Vorsorgeuntersuchung und ist das wichtigste Instrument zur frühen Erkennung von kolorektalen Karzinomen. Diese entwickeln sich in den meisten Fällen aus kleinsten Schleimhautveränderungen bzw. Polypen, welche in der Regel bei den Darmspiegelungen entdeckt werden. Trotz allem gibt es bei den Untersuchungen eine große Zahl an Faktoren, welche die diagnostischen Möglichkeiten einschränken können. Neben Problemen aufgrund anatomischer Verhältnisse der Patientinnen und Patienten oder einer unzureichenden Vorbereitung auf die Untersuchung spielt auch der Faktor Mensch eine Rolle. Nicht jeder Polyp kann sofort von jedem Untersuchenden sicher dargestellt werden und es kann auch vorkommen, dass bei Routineuntersuchungen besonders kleine Polypen unentdeckt bleiben.
Im Kepler Universitätsklinikum kommt nun das weltweit erste auf künstlicher Intelligenz basierende endoskopische Verfahren zur Erkennung von kolorektalen Polypen zum Einsatz. Bei der Koloskopie wird die Darmschleimhaut neben dem Auge des Untersuchendens zusätzlich elektronisch abgetastet und auffällige Areale mit möglichen Polypen werden am Monitor farblich gekennzeichnet. Der Untersuchende kann nun die markierten Areale noch genauer selbst beurteilen. Dadurch kann die Detektionsrate für Darmveränderungen weiter gesteigert werden und insbesondere die Qualität der Vorsorgeuntersuchungen erhöht sich deutlich.
Eine weitere innovative Neuerung ist die Spiralenteroskopie, die erstmals in Österreich am Kepler Universitätsklinikum durchgeführt wird. Die größte Einschränkung bei den konventionellen endoskopischen Untersuchungen ist, dass der Dünndarm insbesondere aufgrund seiner Länge mit den üblichen Verfahren nur sehr bedingt beurteilt werden kann. Bei der neuen Untersuchungsmethode gelingt es nun mit einer speziellen Auffädelungstechnik, den Dünndarm in allen Bereichen nicht nur untersuchen, sondern auch Proben zu entnehmen sowie Blutungen zu stillen. Diese Untersuchungstechnik ist natürlich mit einem größeren Aufwand verbunden und muss auch in Narkose durchgeführt werden, erweitert jedoch das Spektrum der endoskopischen Techniken.
OA Dr. Stefan Ebner, Interim. Vorstand der Klinik für Interne 2 am Kepler Universitätsklinikum, zeigt sich sehr erfreut: „Wichtig für unseren Erfolg ist zusätzlich zur Kompetenz unserer Medizinerinnen bzw. Mediziner und unserem Fachpersonal auch das Vorhandensein modernster Technik. Im Endoskopie Zentrum werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klinik für Interne 2 und von der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie rund 8.000 endoskopische Untersuchungen pro Jahr bei stationären und ambulanten Patientinnen und Patienten durchgeführt.“
Neue Leitung des Endoskopie Zentrums mit März 2020
Mit März 2020 übernahm OA Dr. Alexander Ziachehabi die Leitung des interdisziplinären Endoskopie Zentrums. Er gilt als international anerkannter Spezialist für sämtliche endoskopische Untersuchungen und Interventionen. Mit seiner großen Berufserfahrung gewinnt das Kepler Universitätsklinikum eine wichtige personelle Verstärkung, wodurch sich das Endoskopie Zentrum nicht nur für das Kepler Universitätsklinikum, sondern für die gesamte oberösterreichische Gesundheitsholding zur bedeutenden Einrichtung entwickeln wird.
OA Dr. Alexander Ziachehabi ist Folgendes ein großes Anliegen: „Die Endoskopie hat sich von einem diagnostischen zu einem therapeutischen Verfahren entwickelt. Heute können wir frühe Krebsstadien mit endoskopischen Verfahren heilen. Wir verlassen mittlerweile mit dem Endoskop Körperhöhlen und können z.B. über den Mund Operationen an der Speiseröhre durchführen und vieles mehr. Es freut mich, dass ich mein endoskopisches Know-How nun am Kepler Universitätsklinikum einbringen und in einem hervorragenden Umfeld meinen Teil zu einer optimalen Versorgung unserer Patienten beitragen darf."