Am 24. April 2013 wurde im damalige AKh erstmals ein eigener Palliativbereich mit drei Betten in Betrieb genommen. Er war für die nächsten Jahre Heimat des Palliativteams und der von ihm betreuten Patientinnen und Patienten, während in der Zwischenzeit eifrig mit der Planung und Errichtung einer „richtigen“ Palliativstation begonnen wurde.
Vorerst in einem ruhigen Bereich einer anderen Station untergebracht, widmete sich das bunt zusammengewürfelte Team von Beginn an mit großem Engagement den ihm anvertrauten Patientinnen und Patienten. Doch nicht nur diese profitierten davon – die „Palliative Care“ existierte bis dahin nur in den Köpfen des Teams und „auf dem Papier“, im Palliativbereich konnten diese Ideen in die Praxis umgesetzt und dadurch wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. Erfahrungen, die in die Pläne der sich im Bau befindlichen Palliativstation einflossen. Die erste Zeit der Improvisation ging unglaublich schnell vorbei und die neue Palliativstation wurde schon am 30. September 2015 bezogen.
Die Idee der „Palliative Care“ wurde in den 1960er Jahren in England von Dr. Cicely Saunders begründet. „Das Motto von Dr. Saunders war: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“. „Dieses Motto prägt auch unser Tun seit 10 Jahren“, erklärt OA Dr. Gerhard Hochreiner, Leiter der Palliativstation am Kepler Universitätsklinikum. Palliative Care meint das „Ummanteln und Umsorgen“ von schwerstkranken und sterbenden Menschen. Unser Ziel ist das Lindern von Leid, sowohl auf körperlicher Ebene (z.B. Schmerzen) als auch bei seelisch belastenden Situationen. Soziale Indikationen können ebenso eine Aufnahme begründen, wenn z.B. das betreuende Umfeld an seine Grenzen stößt. Diesen belastenden Situationen möchten wir soweit entgegenwirken, dass eine Entlassung aus dem Krankenhaus angepeilt werden kann. Manche Erkrankungen schreiten aber so rasch voran, dass wir immer wieder auch Menschen in ihrer letzten Lebensphase bis zum Versterben begleiten.
„Ich möchte das Jubiläum der Palliativbetreuung am Kepler Universitätsklinikum zum Anlass nehmen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Palliativteams für ihr empathisches und engagiertes Tun zu danken. Wir arbeiten für das große Ziel, dass die Menschen in unserem Land gesund und gut leben können. Heute – und bis ins hohe Alter. Wir haben aber auch das Ziel, dass unheilbar kranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen nicht alleingelassen werden. Genau dabei helfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Palliativ- und Hospizarbeit tagtäglich durch ihre Tätigkeit und ihr Engagement,“ betont Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Der ganzheitliche Ansatz der Palliativbetreuung bezieht auch die Angehörigen der Patientinnen und Patienten mit ein. Sie werden mit ihren Sorgen und Ängsten ernst genommen und begleitet, bei Tag und auch bei Nacht. Um diesen Ansatz umsetzen zu können, arbeiten viele Berufsgruppen eng zusammen. Pflege, Medizin, Physiotherapie, Sozialarbeit, klinische Psychologie, Seelsorge, Diätologie, Logopädie und Überleitungspflege bilden das interprofessionelle Team, das in regem Austausch steht und ein gemeinsames Ziel verfolgt: die bestmögliche Betreuung der ihm anvertrauten Patientinnen und Patienten! „Zusätzlich sind auch Ehrenamtliche ein wichtiger Bestandteil unseres Teams und Teil unseres Betreuungskonzeptes. Sie bringen den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen etwas ganz Besonderes mit – sie können sich bewusst Zeit nehmen. Ein kostbares Geschenk in der heutigen Zeit“, sagt DGKP Irene Basting, die für die Koordination der Ehrenamtlichen auf der Station verantwortlich ist.
Dass das Ziel der bestmöglichen Betreuung erreicht wird, zeigt die kürzlich erlangte Rezertifizierung als ausgewiesenes Zentrum für integrierte Onkologie und Palliativmedizin. Das Zertifikat bezieht sich auf die gesamte Palliativarbeit der Universitätsklinik und wird von der European Society for Medical Oncology (ESMO) durchgeführt. Die ESMO ist die führende Berufsorganisation für medizinische Onkologie mit Expertinnen und Experten aus über 160 Ländern. „Mein Team begeistert und berührt mich sehr oft durch seine Fachkompetenz, Sensibilität und Empathie für unsere Patientinnen und Patienten sowie deren Familien“, freut sich DGKP Elena Köck, Stationsleitung der Palliativstation.
„Die universitäre Betreuung von Krebspatientinnen und Krebspatienten mit modernsten Behandlungsmöglichkeiten der onkologischen Spitzenmedizin verbessert sich ständig – verlängert Leben und zielt auf bestmögliche Lebensqualität ab. Dennoch ist gerade die Tumormedizin eine Fachrichtung, in der die Endlichkeit des Lebens tagtäglicher Bestandteil unseres Tuns ist. Patientinnen und Patienten, Menschen, in ihrer letzten Lebensphase so zugewandt und einfühlend zu umsorgen, wie dies das Pflege- und Ärzteteam unserer Palliativstation tut, hat meinen allergrößten Respekt“, sagt Univ.-Prof. Clemens Schmitt, Vorstand der Universitätsklinik für Hämatologie und Internistische Onkologie, zu der die Palliativstation gehört. „Für Patientinnen und Patienten mit weit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen und ihre Angehörigen ist es, wenn die Eindämmung des Krebsleidens nicht mehr Zielsetzung ist, eine große Entlastung zu wissen, dass sie mit all ihren Sorgen und Belastungen von unserem Palliativteam aufgefangen werden.“
„Die Kolleginnen und Kollegen der Palliativstation leisten großartige Arbeit. Das beweisen zum einen die Zertifizierung zum anderen die Rückmeldung jener Menschen, deren Angehörige hier betreut werden. Wir gratulieren zum 10-jährigen Jubiläum und bedanken uns für die gute Zusammenarbeit und die wertvolle Arbeit, die hier für Schwerkranke geleistet wird“, sagt die Kollegiale Führung des Kepler Uniklinikums.