Am 13. April wurde in bewährter Kooperation zwischen dem Institut für Pränatalmedizin (Vorstand: Prim. PD. Dr. Wolfgang Arzt) und der Klinik für Kinderkardiologie (Vorstand: Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer) der 200. pränatale Herzeingriff erfolgreich durchgeführt. Erstmals erfolgte diese Intervention bei einer Zwillingsschwangerschaft. Die Patientin wurde aus Deutschland an das Kinderherz Zentrum am Kepler Universitätsklinikum überwiesen. Die schwangere Frau befindet sich derzeit in der 26. Schwangerschaftswoche, die Zwillinge haben ein geschätztes Gewicht von 800g. Das Interessante an diesem Eingriff im Mutterleib war, dass die Hohlnadel durch die Plazenta des gesunden Kindes gestochen werden musste, um das kranke Kind zu erreichen. Und es hat perfekt geklappt, Mutter und beide Kinder sind nach diesem Eingriff wohlauf.
Mit 200 intrauterinen Herzeingriffen (davon 132 Aortenklappen und 60 Pulmonalklappen) liegt das Kinderherz Zentrum bzw. das Institut für Pränatalmedizin Linz weltweit an zweiter Stelle nach dem Boston Children’s Hospital (Harvard Medical School), wobei wir aber im letzten Jahr bereits doppelt so viele Eingriffe wie das amerikanische Zentrum durchgeführt haben. Bei Eingriffen an der Pulmonalklappe ist Linz bereits weltweit führend.
Durchgeführt wurden diese Eingriffe von Prim. Univ.- Prof. Dr. Gerald Tulzer und Prim. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Arzt am Institut für Pränatalmedizin, gemeinsam mit einem Team des Kinderherz Zentrums und der Pränatalmedizin. Unter Ultraschallkontrolle wird eine Hohlnadel bis in die ca. 1,5 cm große linke Herzkammer des Ungeborenen eingeführt. Anschließend werden über diesen Zugang die nötigen Instrumente, also Draht und Herzkatheter, über der verengten ca. 3-4 mm großen Herzklappe positioniert. Dann erfolgt unter Sicht eine mehrmalige Dehnung der Klappe bis wieder ein guter Fluss durch diese Engstelle vorhanden ist.
In diesem besonderen Fall einer Zwillingsschwangerschaft musste die Nadel durch den Mutterkuchen des gesunden Zwillings eingestochen werden, um das Herz des kranken Zwillings in einem guten Winkel erreichen zu können.
„Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist die korrekte Diagnose und rechtzeitige Zuweisung in das Kinderherz Zentrum, da pränatale Eingriffe sehr komplex sind und große fachmedizinische Expertise benötigen“, sagt Univ.-Prof. Prim. Dr. Gerald Tulzer, Vorstand der Klinik für Kinderkardiologie. „Durch den Eingriff im Mutterleib kann der natürliche Verlauf bei Herzfehlern entscheidend beeinflusst und das Leben des Kindes verbessert bzw. gerettet werden. Besonders bei Mehrlingsschwangerschaften sind diese Eingriffe sehr komplex“, erklärt Prim. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Arzt, Vorstand des Instituts für Pränatalmedizin.
Das Kinderherz Zentrum Linz am Kepler Universitätsklinikum ist gemeinsam mit dem Institut für Pränatalmedizin mit 200 intrauterinen Herzeingriffen europaweit das größte und weltweit zweitgrößte Zentrum für pränatale Herzeingriffe. Möglich ist das durch höchste medizinische Fachkompetenz von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen. Wichtig bei derartigen Eingriffen ist die kontinuierliche Miteinbeziehung der Eltern durch umfassende Information sowie psychologische Betreuung der Eltern und der größeren Geschwister vor, während und nach dem stationären Aufenthalt. Es besteht die Möglichkeit der Mitaufnahme eines Elternteils sowie unbeschränkte Besuchszeiten für nahe Angehörige.
Das 1995 gegründete Kinderherz Zentrum am Kepler Uniklinikum besteht neben der Klinik für Kinderkardiologie aus dem Institut für Kinderherzchirurgie (Vorstand: Prim. Doz. Dr. Rudolf Mair) und der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Jens Meier) und ist mittlerweile das größte Zentrum Österreichs. Es ist spezialisiert auf komplexe Korrekturoperationen beim Neugeborenen, schwierigste Eingriffe bei Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern sowie führend bei pränatalen Herzeingriffen. Der weltweit erste erfolgreiche Eingriff an der Herzklappe der Lungenschlagader eines Ungeborenen wurde hier im Jahr 2000 in Kooperation mit dem Institut für Pränatalmedizin durchgeführt.
Pränatalmedizin
Das Institut für Pränatalmedizin unter der Leitung von Prim. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Arzt ist auf die Diagnose und Abklärung von Fehlbildungen ungeborener Kinder spezialisiert. Bisher wurden mehr als 13.000 Eingriffe aller Art im Mutterleib durchgeführt. Die Herzeingriffe bei Ungeborenen stellen dabei international den bedeutendsten fetalchirurgischen Schwerpunkt in der Pränatalmedizin dar. Mit einem hochspezialisierten multidisziplinären Team betreuen und überwachen die Spezialistinnen bzw. Spezialisten des Kepler Uniklinikums sogenannte Risikoschwangerschaften und sorgen vor, während und nach der Geburt für eine optimale Betreuung von Mutter und Kind.
Kinderherzchirurgie
Die Kinderherzchirurgie am Kepler Universitätsklinikum unter der Leitung von Prim. Priv.-Doz. Dr. Rudolf Mair kann auf über 25 Jahre Erfahrung zurückblicken. Neben zahlreichen anderen erstmals durchgeführten Herzoperationen wurde 1997 das erste Neugeborene mit hypoplastischem Linksherz erfolgreich operiert. Seit 1995 wurden mehr als 5.000 Kinder am Herzen operiert, mehr als 25 % dieser Kinder waren Neugeborene, knapp zwei Drittel waren jünger als ein Jahr.
Kinderkardiologie
An der Klinik für Kinderkardiologie unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer werden komplexe pränatale Herzfehler und Rhythmusstörungen abgeklärt und gemeinsam mit dem Institut für Pränatalmedizin behandelt. Für Herzkatheteruntersuchungen und Interventionen steht ein hochmodernes Herzkatheterlabor mit 3D-Bildgebung zur Verfügung. Bei ca. 70 % der Untersuchungen erfolgen therapeutische Eingriffe, wie z. B. Verschlüsse von Scheidewanddefekten im Herzen. Zur Bewältigung psychischer Probleme und Ängste von Kindern und Eltern kann die Hilfe fachkundiger Psychologinnen bzw. Psychologen in Anspruch genommen werden.
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Es stehen auf der operativen Intensivstation 10 hochmoderne Intensivpflegeplätze für Herz-Kinder zur Verfügung. Alle Berufsgruppen arbeiten eng zusammen, um für die Kinder die individuell beste Behandlung zu gewährleisten. Jährlich werden mehr als 500 Kinder und Jugendliche nach herzchirurgischen oder Herzkatheter-Eingriffen betreut. Geleitet wird die Intensivstation von
Univ.-Prof. Dr. Jens Meier.