Sobald alle möglichen Ursachen für den bislang unerfüllten Kinderwunsch abgeklärt sind, beraten wir Sie ausführlich darüber, welche Behandlung in Ihrem Fall in Betracht gezogen werden kann und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen. Es ist uns wichtig, dass Sie sich umfassend informiert fühlen und dass all Ihre Fragen geklärt sind, bevor Sie sich für eine konkrete Behandlung entscheiden.
Die Behandlung der Unfruchtbarkeit erfordert von den betroffenen Paaren häufig viel Geduld und Durchhaltevermögen. Das abwechselnde Hoffen und Bangen, das Auf und Ab der Gefühle kann zu psychischen Belastungen beider Partner und auch für die Beziehung führen. Wir raten Ihnen daher, sich während dieser Zeit mit anderen Betroffenen auszutauschen. Das offene Gespräch miteinander kann oft schon eine Hilfe sein.
Selbstverständlich unterstützen wir Sie daher mit einem umfassenden psychologischen Angebot, das sich nach Ihren individuellen Bedürfnissen richtet. Es ist uns wichtig, Sie auf dem Weg zum Wunschkind einfühlsam und behutsam zu begleiten.
Allen Behandlungsmethoden geht eine hormonelle Stimulationstherapie bei der Frau voraus. Diese beginnt am Zyklusanfang (mit oder ohne Vorbehandlung) und dauert bis zur Zyklusmitte. Dabei wird der Eierstock angeregt, Follikel (Eibläschen) zu bilden und die Eizellen zur Reifung zu bringen (= kontrollierte ovarielle Hyperstimulation). Während der Therapie, die täglich in Form von Injektionen durchgeführt wird, müssen Anzahl und Größe der Follikel mittels Ultraschall kontrolliert werden. Das bedeutet für Sie, dass Sie einige Male in der ersten Zyklushälfte in die Ambulanz kommen müssen.
Haben die Follikel eine bestimmte Größe erreicht und hat die Reifung der Eizellen eingesetzt, wird die Hormonbehandlung mit der Reifungsspritze abgeschlossen und eine erfolgversprechende Behandlungsmethode festgelegt. Entsprechend der gewählten Behandlungsmethode erhalten Sie ein Stimulationsblatt, in das die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt die gewählte Dosierung der Medikamente genauestens einträgt und auch die Kontrolltermine vermerkt. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich exakt an diesen Stimulationsplan halten.
Diese Methode wird gewählt, wenn die Eileiter erwiesenermaßen durchgängig und voll funktionsfähig sind und die Samenqualität normal ist. Spielt die hormonelle Situation der Frau eine Rolle bei der Kinderlosigkeit, kann dies durch eine entsprechende Hormonbehandlung behoben werden. Der Geschlechtsverkehr sollte etwa 36 bis 39 Stunden nach der Reifungsspritze erfolgen.
Diese Methode wird in der Regel dann angewendet, wenn der Verkehr zum optimalen Zeitpunkt erfolglos war. Voraussetzung dafür sind ein oder zwei funktionstüchtige Eileiter. Der Samen des Mannes sollte weitgehend im Normbereich oder knapp darunter liegen. Die beweglichen Samenzellen werden im IVF-Labor isoliert, qualitativ aufbereitet und anschließend in die Gebärmutterhöhle der Frau eingebracht.
Bei der homologen Insemination werden die Samenzellen des Lebens- bzw. Ehepartners verwendet. Wenn der Partner keine Samenzellen produzieren kann, besteht auch die Möglichkeit, den Samen eines Samenspenders für eine Insemination zu verwenden (heterologe Insemination). Auch hier sollte etwa 36 bis 39 Stunden nach der Reifungsspritze die Insemination erfolgen.
Haben Sie sich in Absprache mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin zu einer künstlichen Befruchtung – In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – entschlossen, erfolgt 36 Stunden nach der Reifungsspritze die Eizellentnahme durch Punktion der Eibläschen (Follikel). Dabei werden mit Hilfe des Ultraschalls die Eierstöcke zuerst lokalisiert, anschließend wird mit einer Nadel durch die Scheidenwand direkt in das Eierstockgewebe gestochen und der Flüssigkeitsinhalt der Eibläschen und damit auch die Eizelle abgesaugt. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei starken Verwachsungen der einzelnen Organe, oder falls sich die Eierstöcke der ultraschallgezielten Punktion aufgrund einer Lageveränderung entziehen sollten, wird die laparoskopische Punktion (mittels Bauchspiegelung) gewählt.
Bei dieser Methode wird die Befruchtung außerhalb des Körpers im Reagenzglas (in vitro) durchgeführt. Sie gelangt zur Anwendung, wenn die Eileiter verschlossen oder nicht funktionstüchtig sind bzw. beidseits entfernt wurden. Die Samenqualität des Mannes sollte den Normwerten entsprechen. Die mittels Punktion gewonnenen Eizellen werden im Labor mit den Spermien des Mannes vereinigt. Wenn eine Befruchtung und Teilung der Eizellen stattgefunden hat, werden ein oder zwei Embryonen in die Gebärmutter transferiert. Lesen Sie hierzu unseren Leitfaden durch die IVF-Behandlung.
Video: Intrazytoplasmatische Spermieninjektion
Bei männlichen Fruchtbarkeitsstörungen kann im Rahmen einer IVF-Behandlung ein zusätzliches labortechnisches Verfahren, die sogenannte Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), durchgeführt werden. Dabei wird ein einzelnes, vitales Spermium unter dem Mikroskop „eingefangen“ und in das Zytoplasma der Eizelle injiziert.Bei 2 % aller ICSI-Patientinnen bzw. Patienten kommt es leider trotz vielversprechender Eizell- und Spermienqualität auch bei mehrmaligen Versuchen zu keiner Befruchtung. Um diesen Patientinnen und Patienten helfen zu können, wurde am Kinderwunsch Zentrum Linz eine neue ICSI-Technik entwickelt. Diese modifizierte ICSI-Methode basiert hauptsächlich auf der Umschichtung von stoffwechselaktiven Mitochondrien von der Peripherie der Eizelle ins Zentrum. Hier am Ort der eigentlichen Befruchtung wird dann durch diese Zellorganellen vermehrt Energie (in Form von Adenosintriphosphat) produziert, was die ansonsten unmögliche Aktivierung der Eizelle begünstigt.
Im Falle, dass ein Mann keinerlei Spermien im Ejakulat aufweist, gibt es zwei mögliche operative Eingriffe, um doch noch zu Samenzellen für die ICSI zu kommen:
Video: Testikuläre Spermien-Extraktion
Über diese und weitere Möglichkeiten zur operativen Spermiengewinnung informieren wir Sie gerne im persönlichen Gespräch.
Unser Expertenteam im Labor hat im Laufe der Jahre zahlreiche Zusatzmethoden entwickelt, die wir Ihnen am Kinderwunsch Zentrum Linz anbieten können.
Hierbei werden die flüssigen Bestandteile des Ejakulates (Seminalplasma) in den Gebärmutterhals und die Scheide eingebracht, um die Gebärmutter der Frau für den „fremden“ Embryo zu sensibilisieren und so die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit deutlich zu erhöhen.
Dies ist eine spezielle Variante der herkömmlichen Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI), bei der die Kraftwerke der Eizelle (Mitochondrien) am Ort der Befruchtung konzentriert werden, um so die Befruchtungsrate zu erhöhen.
Video: Mitochondriale Intrazytoplasmatische Spermieninjektion
Durch die Applikation des Koffeinderivates Theophyllin können müde Spermien wieder munter gemacht werden.
Parallel dazu kann durch ein Bad in einem Calzium-Ionophor der intrazelluläre Calziumspiegel in der Eizelle angereichert werden, was eine Befruchtung zusätzlich begünstigt.
Weist die DNA der Spermien vermehrt sogenannte Strangbrüche auf, kann es in weiterer Folge zu einem Einbruch der Befruchtungsrate, zu einem Wachstumsstopp der Embryonen bzw. zu einem erhöhten Abortrisiko kommen. Die Spezialistinnen und Spezialisten des Kinderwunsch Zentrums Linz können durch eine spezielle Trennmethode „gesunde“ Spermien separieren und für eine ICSI heranziehen.
Video: Spermien vor Präparation
Video: Spermien nach Präparation
Mittels einer speziellen polarisationsmikroskopischen Untersuchung der Eihüllen können jene Eizellen identifiziert werden, welche in einem gesunden Follikel herangewachsen sind und so für den Eintritt einer Schwangerschaft besonders geeignet sind.
Unabhängig von der Befruchtungsmethode können die befruchteten Eizellen (Embryonen) im Brutschrank bis zu fünf Tage (Blastozystenstadium) weiter wachsen. Da dieser tagelangen Kultur außerhalb des Mutterleibes besondere Bedeutung für das Eintreten einer Schwangerschaft zukommt, werden in unserem hochmodernen IVF-Labor besondere Inkubatoren verwendet, die das sauerstoffreduzierte Milieu der Gebärmutter imitieren. Dies begünstigt die besonders hohen Wachstums- und Schwangerschaftsraten am Kinderwunsch Zentrum Linz.
In der Regel werden zwischen dem dritten und dem fünften Tag der Kultur ein bis zwei Embryonen bzw. Blastozysten in einer Nährlösung durch die Scheide in die Gebärmutter eingebracht. Da dazu ein weicher Katheter benutzt wird, ist dieser Embryotransfer praktisch schmerzlos. Lediglich beim Einführen des Katheters kann es durch die leichte Dehnung des Gebärmutterhalses zu krampfartigen Kontraktionen kommen, die in ihrem Ausmaß Regelschmerzen entsprechen.
Unabhängig vom Tag der Rückgabe der Embryonen oder Blastozysten kann bei besonders dicken oder anders auffälligen Eihüllen mittels Diodenlaser diese äußerste Schale angeritzt werden, um so dem Embryo das Schlüpfen zu erleichtern. Man spricht in diesem Fall von Assisted Hatching. 17 Tage später zeigt ein Schwangerschaftstest schließlich, ob der Versuch erfolgreich war und das Wunschkind unterwegs ist.
Die Gewebebank des Kinderwunsch Zentrums Linz kann als fruchtbarkeitserhaltende Maßnahme das Einfrieren von Spermien, Hodengewebe, Eizellen, Embryonen und Eierstockgewebe anbieten.
Diese Möglichkeit besteht für Tumorpatienten, die sich vor einer Chemotherapie oder Bestrahlung ein Samendepot anlegen lassen können, welches dann bei eintretendem Kinderwunsch aufgetaut und für eine künstliche Befruchtung herangezogen wird. Auch operativ gewonnene Spermien und Hodenbiopsien können tiefgefroren werden, um so dem Patienten einen mehrmaligen Eingriff zu ersparen. Samenzellen dürfen nach dem Österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetz bis auf Widerruf des Patienten oder dessen Ableben eingefroren werden.
Auch Blastozysten, die geeignete Qualitätskriterien aufweisen, können auf Wunsch des Paares eingefroren werden. Tritt nach einer Kinderwunschbehandlung keine Schwangerschaft ein, können sie in einem der folgenden Zyklen wieder aufgetaut und in die Gebärmutter eingepflanzt werden. Die Überlebensrate dieser Embryonen beträgt ca. 80 Prozent. Embryonen dürfen nach dem Österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetz bis zu 10 Jahre gelagert werden. Die Embryonen dürfen nur dann transferiert werden, wenn die zur Zeit der Zeugung bestehende Partnerschaft noch aufrecht ist. Junge Patientinnen, die an einer Krebserkrankung leiden, können als Folge einer Chemotherapie unfruchtbar werden, weil die Eierstöcke ihre Eizellproduktion einstellen. Unter gewissen Voraussetzungen kann man in diesen Fällen Eizellen und/oder Eierstockgewebe einfrieren. Nach überstandener Krankheit und Aufleben eines Kinderwunsches wird das gefrorene Gewebe aufgetaut und es besteht die Chance für die Patientin, durch eine Kinderwunschbehandlung doch noch zu einem eigenen Kind zu kommen.
Als eines von 3 Instituten in Österreich bieten wir Ihnen am Kinderwunsch Zentrum Linz darüber hinaus die Möglichkeit der Entnahme und Kryokonservierung von Eierstockgewebe, das später retransplantiert werden kann.
Nur zu gern wüssten manche Eltern bereits vor der Zeugung, ob ihr Baby gesund zur Welt kommen wird – vor allem dann, wenn bei einem oder beiden Elternteilen erbliche Vorbelastungen bestehen. Derzeit ist in Österreich die Polkörperbiopsie die einzige Möglichkeit, unter Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen Eizellen genetisch zu untersuchen. Eine Gesetzesänderung ist in Ausarbeitung.
Polkörper sind Abschnürungsprodukte der Eizelle, die bei den Reifeteilungen der Eizelle ausgestoßen werden. Sie enthalten eine Kopie des Erbgutes der Eizelle und ermöglichen so eine indirekte Beurteilung der genetischen Ausstattung der Eizelle, die völlig unversehrt bleibt. Die Polkörper werden aus der Eizelle entnommen und dann die Chromosomen 13, 16, 18, 21 und 22 auf Fehlverteilungen überprüft. Es können nur mütterliche Chromosomen untersucht werden, nicht aber das väterliche Erbgut.
Video: Polkörperbiopsie
Wird eine ausreichende Anzahl von Eizellen (ca. 6 bis 10) untersucht, stehen mit hoher Wahrscheinlichkeit letztlich ein bis zwei Embryonen ohne chromosomale Fehlverteilung für den Transfer in die Gebärmutter zur Verfügung. Durch die Verwendung geeigneter Eizellen für die Befruchtung kann sich die Schwangerschafts- und Geburtenrate erhöhen sowie die Fehlgeburtenrate verringert werden.
Die Polkörperdiagnostik findet vor allem dann Anwendung, wenn eine Frau bereits mehrere Fehlgeburten hatte oder wenn schon mehrere Versuche der In-vitro-Fertilisation fehlgeschlagen sind. Auch bei Frauen ab 35 Jahren kann sie angewendet werden, da ab diesem Alter der Chromosomensatz in mehr als der Hälfte aller Eizellen gestört sein kann.
Die Polkörperdiagnostik wird an der Humangenetischen Untersuchungs- und Beratungsstelle des Kepler Universitätsklinikums durchgeführt, die nach EN ISO 17025 akkreditiert ist. Hier arbeiten die einzigen Fachärztinnen und -ärzte für Medizinische Genetik in Oberösterreich.