Die moderne neurologische/neurochirurgische Akut- und Intensivmedizin ermöglicht vielen Menschen nach schwersten Erkrankungen des zentralen Nervensystems das Überleben. Um die Betroffenen bestmöglich zu betreuen, wurde 2003 am heutigen Neuromed Campus erstmalig in Österreich eine gemeinsame neurologisch-neurochirurgische Akutnachsorgestation eröffnet.
2009 übersiedelte die Station in den speziell für die Bedürfnisse der betroffenen Patientinnen und Patienten konzipierten Neubau (16 Betten) mit gut ausgestatteten Therapieräumen direkt auf der Station. Die Betten werden je zur Hälfte von der Neurologie und der Neurochirurgie belegt – fast 2.600 Patientinnen und Patienten konnten bis jetzt von dieser Station profitieren.
In Phase A erfolgen Akutversorgung, Diagnostik und Therapie auf Intensivstationen, Stroke Units und Akutstationen der Neurologie und Neurochirurgie des Kepler Universitätsklinikums – erste rehabilitative Maßnahmen werden bereits eingeleitet. Anschließend werden in Phase B schwer- und schwerstbetroffene Menschen mit RehaPotenzial nach Schädel-Hirn-Traumata, Schlaganfällen, Hirnblutungen, Tumoren, Entzündungen, Wirbelsäulenoperationen und Wirbelsäulentraumen auf der Akutnachsorgestation weiter stabilisiert und behandelt. Komplikationen sowie notfallartige Verschlechterungen sind häufig und können jederzeit intensivmedizinische Interventionen notwendig machen – daher ist die Anbindung an das Akutkrankenhaus von großem Vorteil. Der Behandlungszeitraum kann sich über mehrere Monate erstrecken. Ab der Phase C wird die Rehabilitation in einem Neurorehabilitationszentrum weitergeführt.
Patientinnen und Patienten der Phase B sind nicht mehr beatmungspflichtig, jedoch wegen unterschiedlich ausgeprägter Bewusstseins- und Bewegungseinschränkungen vollständig auf pflegerische Hilfe in den Aktivitäten des täglichen Lebens angewiesen – es ist keine oder nur geringe kooperative Mitarbeit vorhanden. Es können auch Schluck- und Sprachstörungen, Beeinträchtigungen der Ausscheidungsfunktionen, Orientierungs- und Verhaltensstörungen vorhanden sein.
Das spezialisierte interdisziplinäre Team der Akutnachsorge (Medizin, Pflege, Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie und Sozialarbeit) stimmt die therapeutischen/rehabilitativen Maßnahmen entsprechend den vielfältigen Beeinträchtigungen und der Belastbarkeit ab. Einmal wöchentlich wird gemeinsam bei allen Patientinnen und Patienten evaluiert, welche interdisziplinären Ziele erreicht wurden, und die Weiterversorgung nach dem Aufenthalt in die Wege geleitet. „Im Mittelpunkt unseres Tuns steht immer der betroffene Mensch. Patientin/Patient und Angehörige werden zu Partnerinnen und Partnern, um das gemeinsame Ziel zu erreichen: nämlich die größtmögliche Selbstständigkeit zu erlangen. Die neurologische Frührehabilitation der Phase B bedeutet tägliches Training – oft nur kleiner Bewegungen oder Funktionen, viel Geduld und Ausdauer sind notwendig, Rückschläge müssen verkraftet und es muss weiter daran gearbeitet werden. So summieren sich kleine Fortschritte und die Freude ist groß, wenn Patientinnen und Patienten sich wieder selber pflegen, selber essen, aufsitzen, gehen oder kommunizieren können“, erklärt das gesamte engagierte Team der Akutnachsorgestation und ist sich einig: „Das und die gelebte Interdisziplinarität, gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung sind wesentliche Elemente für das sehr gute Arbeitsklima auf der Akutnachsorgestation."