Am 18. Dezember 2023 wurden der Forschungsförderungspreis der Erste Bank sowie der Theodor-Billroth-Preis in der Wiener Ärztekammer verliehen. Der Forschungsförderungspreis ging an Ass. Dr. Michael Winklehner von der Universitätsklinik für Neurologie des Kepler Universitätsklinikums, die von Univ-Prof. Dr. Raimund Helbok geleitet wird. Dieser Preis ist mit 3000,- Euro dotiert und wurde Ass. Dr. Winklehner für die im Rahmen seines PhD-Studiums bei Univ.-Prof.in Dr.in Romana Höftberger durchgeführte Studie verliehen.
Inhalt der Studie ist die paraneoplastischer Kleinhirndegeneration. Dabei handelt es sich um ein schwer verlaufendes Krankheitsbild aus dem Formenkreis der paraneoplastischen neurologischen Syndrome, bei dem es durch einen tumorbedingten Autoimmunprozess zu einem irreversiblen Nervenzellverlust kommt. Wegweisend in der Diagnostik sind die klinische Symptomatik und die Detektion von Autoantikörpern, die dem Tumornachweis oft deutlich vorausgehen und in Zentren festgestellt werden können. Diese Antikörper sind spezifisch mit Tumoren assoziiert, wie anti-Yo-Antikörpern mit Mamma- oder Ovarial-Karzinomen, und anti-P/Q-VGCC-Antikörpern mit kleinzelligen Lungenkarzinomen. Jeweilige Pathomechanismen sind unterschiedlich und bisher unzureichend geklärt.
In der multinationalen, kooperativen Studie (FWF, DOC 33-B27), die in Neurology Neuroimmunology Neuroinflammation publiziert wurde, konnten seltene Autopsie-Fälle mit paraneoplastischer Kleinhirndegeneration (Yo- vs. P/Q-VGCC-Autoantikörper) klinisch und neuropathologisch verglichen und unterschiedliche Charakteristika festgestellt werden. Dabei zeigte sich bei anti-Yo-Antikörpern ein rasch fortschreitender und meist therapierefraktärer Verlauf, passend zu den festgestellten T-Zell-mediierten Gewebsschäden, für die es bislang kaum Therapieansätze gibt. Bei anti-P/Q-VGCC-Antikörpern zeigten sich hingegen Hinweise für pathogene Antikörper-Effekte, welche über einen längeren Zeitraum zu neuronalen und synaptischen Dysfunktionen und Nervenzellverlusten führen können. Prognostisch sind jedenfalls eine frühzeitige Diagnose und der Einsatz gezielter onkologischer und immunologischer Therapien entscheidend. Weiterführende translationale, kooperative Studien sind bereits in Planung, um Fortschritte bezüglich zugrundeliegender Mechanismen und Therapieoptionen für Patientinnen und Patienten mit paraneoplastischen neurologischen Syndromen erzielen zu können.
Der Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie Univ.-Prof. Helbok gratuliert seinem Teammitglied Ass. Dr. Michael Winklehner herzlich zu dieser erfolgreichen Studie und dem damit erworbenen 1. Platz beim Forschungsförderungspreis der Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG.