Seit Kurzem verfügt die Epilepsie-Monitoring-Einheit am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums über ein neues, hochmodernes Video-EEG-System. Damit werden an der Universitätsklinik für Neurologie Video und EEG-Aufzeichnungen erstellt, die eine individualisierte Therapie je nach Anfallstyp, Epilepsiesyndrom und Lokalisierung des Anfallsursprungs ermöglichen.
Wie sehr Patientinnen und Patienten davon profitieren zeigt der Fall einer 22-Jährigen, deren Leben sich seit dem epilepsiechirurgischen Eingriff am Kepler Universitätsklinikum vor zwei Jahre zum Positiven entwickelt hat. „Es fühlt sich wie ein neues Leben an“, erzählt die 22-Jährige, die seit ihrem 5. Lebensjahr unter einer schwer behandelbaren Epilepsie litt. Sie könne nun alleine Dinge unternehmen, absolviere eine Ausbildung und habe den Führerschein gemacht, was mit epileptischen Anfällen nicht möglich gewesen wäre.
„Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen chronischen Erkrankungen und betrifft ca. 8.000 Menschen in Oberösterreich. Die Anzahl der anfallssuppressiven Medikamente hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Trotzdem gelingt es mit einer medikamentösen Therapie nicht bei allen Menschen mit Epilepsie Anfallsfreiheit zu erzielen. Ein Teil dieser Patientinnen und Patienten kann nach eingehender Abklärung mit einem epilepsiechirurgischen Eingriff geheilt werden. Diese aufwendige Diagnostik wird auf der Epilepsie-Monitoring-Unit durchgeführt.“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Raimund Helbok, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie am Kepler Universitätsklinikum.
Neben den enormen technischen Verbesserungen bietet das neue Video-EEG-System den Vorteil der temporären verbindungslosen EEG-Ableitung, die zu mehr Patientenkomfort während der Untersuchung beiträgt.
Bei der Langzeit-Untersuchung erfolgt eine kontinuierliche Video-EEG-Aufzeichnung über fünf bis sieben Tage. Das EEG und die Videoaufzeichnungen liefern wichtige Informationen über die Art und den Ursprung der epileptischen Anfälle. Sofern diese Informationen mit den Ergebnissen der bildgebenden Untersuchungen und der Funktionsdiagnostik übereinstimmen, kann ein epilepsiechirurgischer Eingriff mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Anfallsfreiheit und Heilung angeboten werden.
Häufig fehlen jedoch pathologische Befunde in der Kernspintomographie des Gehirns, sodass zur Bestimmung des Anfallsursprungs Tiefenelektroden auf Basis der Video-EEG-Untersuchung implantiert werden können. Im Anschluss an die umfassenden Untersuchungen werden die Ergebnisse im Rahmen einer interdisziplinären Epilepsiebesprechung diskutiert und eine maßgeschneiderte operative Therapie empfohlen.
Mit dem neuen Video-EEG-System an der Universitätsklinik für Neurologie wird nun eine noch genauere und zielführende Untersuchung durchgeführt, die bei einzelnen Patientinnen und Patienten zu einer verbesserten Anfallskontrolle und damit besseren Lebensqualität führen wird.