Der MAKO-Operationsroboter kommt an der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie des Kepler Universitätsklinikums nun zusätzlich zu Kniegelenkersatzoperationen auch bei Hüftendoprothesen zum Einsatz.
Künstliche Gelenke zählen zu den häufigsten Operationen im Bereich der Orthopädie. Um Knie- und Hüftgelenkersätze noch individueller, personalisierter und sicherer zu machen, setzt das Team unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm, Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz, auf ein hoch innovatives, roboterarm-assistiertes Operationsverfahren. Der MAKO-Operationsroboter ist bereits seit Juni 2021 zur Implantation von Knieprothesen im Einsatz. Im September 2022 wurden nun die ersten zwei Hüftendoprothesen in Oberösterreich vom Endoprothetik-Team am Kepler Universitätsklinikum unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm mittels MAKO implantiert. Beide Operationen verliefen hervorragend, die beiden Patientinnen/Patienten konnten von dieser optimalen Implantationstechnik profitieren, bereits am selben Tag wieder aufstehen und mittlerweile wieder nach Hause entlassen werden.
Die MAKOTM-Technologie wurde in den USA entwickelt und ist jetzt 17 Jahre in Verwendung. Im deutschsprachigen Raum sind derzeit rund 30 Geräte dieser Art im Einsatz. Weltweit wurden über 600.000 Operationen mit großem Erfolg vorgenommen, österreichweit ist das am Kepler Universitätsklinikum verfügbare Gerät das erste kommerzielle System, das in der klinischen Routine im Einsatz ist.
Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm, Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie an der Medizinischen Fakultät der JKU und OA Dr. Philipp Proier, Leiter Robotik sind von dieser neuen Technologie begeistert: „Der geführte Roboterarm ermöglicht dem Chirurgen bzw. der Chirurgin die perfekte Anpassung der Prothese an das individuelle Hüftgelenk. Die Operation kann minimalinvasiv mittels einem vorderen Zugang (DAA, AMIS) durchgeführt werden und ermöglicht durch hochpräzise Umsetzung, die ursprüngliche Anatomie vor der Arthrose wiederherzustellen. Weichteile und Bänder können berücksichtigt werden, eine Voraussetzung für optimale Beweglichkeit und Gelenkstabilität nach der Operation. Die Anwendung dieses Verfahrens ist ein echter Fortschritt in der orthopädischen Chirurgie und stellt als „Endoprothetik 5.0“ die Zukunft im künstlichen Gelenkersatz dar. Viele wissenschaftliche Studien belegen die Überlegenheit dieses Verfahrens in Genauigkeit und Präzision eindeutig. Wir freuen uns, dieses digital gestützte Verfahren hier in Linz nun auch für Hüftoperationen anbieten zu können.“
Höchste Präzision – vom virtuellen 3D OP-Plan, unterstützten Instrumentenführung
Essentiell für die Ergebnisqualität in der Endoprothetik ist die Erstellung eines individuellen patientinnen- und patientenspezifischen OP-Plans. Hierzu wird mit Hilfe einer Computertomografie (CT) ein exaktes Abbild des Gelenks und der angrenzenden Knochen erstellt. Auf dieser Basis entsteht ein virtuelles 3D-Modell der individuellen Anatomie des Knies bzw. der Hüfte. Diese Bildgebung ermöglicht eine sehr exakte, dreidimensionale Planung am virtuellen Knochenmodell. Bereits in diesem Schritt werden die Knochenschnitte und die Implantatpositionierung von der Operateurin/vom Operateur präzise geplant und festgelegt. Diese Daten werden dann an die Software des Roboterarms übermittelt und dort verarbeitet, die Knie- bzw. Hüftendoprothese individuell platziert, sodass Knochen, Bänder und Weichteile bestmöglich geschont werden.
Die elektronische Assistenz hilft der Operateurin/dem Operateur, den vorher definierten OP-Pfad, z.B. bei Pfannen und Prothesenschaftpositionierung, mit einer Genauigkeit von 0,5 mm und 0,5 Grad einzuhalten. Die Säge, Fräsen und Instrumente werden von der Chirurgin bzw. vom Chirurgen selbst geführt und kontrolliert, um intraoperativ Korrekturen vorzunehmen, falls diese aufgrund der realen Gegebenheiten notwendig sind. Durch die virtuelle Überwachung sitzt jeder Handgriff perfekt und genau – und somit auch die Prothese – in einer präzisen Position und Ausrichtung. Gleichzeitig werden die individuelle Anatomie und die Weichteile maximal geschont. Maximale Sicherheit und ein optimales Ergebnis gehen hier Hand in Hand. Während des Eingriffs sehen die Chirurginnen und Chirurgen die selbst vorgenommenen Sägeschnitte und kontrollieren mit dem Team die Ergebnisse ihrer Arbeit in Echtzeit auf einem Kontrollmonitor. Der zu entfernende Knochen, z.B. an der Pfanne, ist farblich markiert. Diesen sägt und fräst die Chirurgin/der Chirurg am echten Knochen durch Führen des haptischen Roboterarms ab, während er den Bildschirm als Kontrollmonitor nutzt. In jedem Moment bleibt das System in chirurgischer Hand, die Ausführung wird durch die haptische Kontrolle präziser und deutlicher sicherer, da der Roboterarm Fehler nicht zulässt. Die Operation wird unverändert von Ärztinnen und Ärzten vorgenommen.
Der Roboterarm und die integrierte Software unterstützen die exakte Umsetzung der 3D-Planung und ermöglichen weitere komplexe Faktoren, wie die Beckenkippung und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zur Hüfte, in die Umsetzung miteinzugliedern. Damit wird eine nie dagewesene Präzision bei der Implantatpositionierung von Pfanne und Prothesenschaft ermöglicht, um die individuellen Operationsziele zu erreichen und die Patientinnen und Patienten wieder schnell in ein normales Leben zurückzubringen.