Die histologische Verarbeitung von Gewebeproben und die morphologische Diagnostik bilden die Grundlage für das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen durch die Klinikerin/den Kliniker. Das histologische Labor hat als essentieller Teil des onkologischen Zentrums am Med Campus III. des Kepler Universitätsklinikums eine wesentliche Aufgabe. Im aufgehenden Zeitalter der individualisierten Medizin sind wir sehr nah an den aktuellen Entwicklungen und ermöglichen so eine patientengerechte Therapie mit modernsten Methoden.
Das Probengut umfasst Operationspräparate und Biopsien. Die gering invasiven Entnahmemethoden der Endoskopie oder Feinnadelpunktion erlauben zusammen mit der histologischen Untersuchung die Früherkennung von Tumoren an winzigem Material (z.B. bei Magenbiopsien, Brustdrüsen-Feinnadelbiopsien). Das histologische Labor ist somit ein unentbehrlicher Partner für Einrichtungen wie das Brustkompetenz Zentrum oder das Endoskopie Zentrum, um den Klinikerinnen und Klinikern in möglichst kurzer Zeit die notwendigen Informationen für eine korrekte Behandlung zu liefern.
Zu den Aufgaben der Histologie gehört neben der Tumordiagnostik auch das Erkennen von Stoffwechselerkrankungen, parasitären, bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen.
Bei der histotechnischen Verarbeitung werden 1 bis 3 µm dicke, gefärbte Gewebeschnitte hergestellt, wobei der ganze Prozess mindestens einen Tag benötigt. An diesen Gewebeschnitten erfolgt die mikroskopische Befundung durch die Pathologin/den Pathologen.
Bei der Schnellschnittuntersuchung wird während der Operation innerhalb von ca. 20 Minuten ein Befund erstellt, der unmittelbaren Einfluss auf die weitere Vorgehensweise der Chirurgin/des Chirurgen hat.
Als weitere Spezialleistungen haben sich molekularpathologische Analysen wie die in-situ-Hybridisierung in der Brustkrebsdiagnostik (Her 2/neu Genstatus) und Mutationsanalysen für die Ermittlung eines individuellen Therapieansprechens bei bestimmten Lungenkrebs- bzw. Darmkrebsarten etabliert (KRAS, EGFR, BRAF).
Die digitale Pathologie ermöglicht durch das Einscannen von histologischen Präparaten in Hochleistungsscannern die Befundung und Bearbeitung am Bildschirm. Diese Technik erlaubt auch in Form der Telepathologie einen einfacheren und schnelleren Zugang zu Konsiliarbefundungen.
Durch die seit 2005 bestehende ISO-Zertifizierung, ständige Fortbildung und konsequente Teilnahme an internationalen Ringversuchen und Studien bieten wir gleichbleibend hohe Qualität und Einsatzbereitschaft.
Leistungen:
Das histologische Labor verarbeitet im Jahr ca. 34.000 Proben, davon ca. 2.000 als intraoperative Gefrierschnitte. Etwa 35.000 immunhistologische Untersuchungen werden pro Jahr durchgeführt.
Wir unterscheiden in der zytopathologischen Diagnostik zwei große Materialgruppen:
Gynäkologische Zytologie (ca. 30.000 Abstriche jährlich)
Die gynäkologische Zytologie dient der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) bzw. dessen Vorstufen.
Im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung werden von den Gynäkologinnen und Gynäkologen mittels Abstrich Zellen des Gebärmutterhalses (Portio) gewonnen, auf einen Objektträger aufgetragen und entsprechend fixiert.
Die Weiterverarbeitung (Färbung nach Papanicolaou) und mikroskopische Beurteilung erfolgt im zytologischen Labor nach der österreichischen gynäkologischen Zytologie Nomenklatur 2017 mit Bethesda Äquivalent mit wenigen laborspezifischen Abweichungen (Nomenklatur gynäkologische Zytologie 2018).
Der Vorteil dieses Prozesses liegt in der hohen Wirksamkeit als kostengünstigste und rasche Screeningmethode.
Folgende Zusatzuntersuchungen können durchgeführt werden:
Extragenitale Zytologie (ca. 3.000 Leistungen jährlich)
Mittels Punktion, Spülung oder Abklatsch wird Zellmaterial aus diversen Organen, Körperhöhlen und Körperflüssigkeiten gewonnen, im zytologischen Labor technisch präpariert, gefärbt (nach May-Grünwald-Giemsa bzw. Papanicolaou) und mikroskopisch beurteilt. Durch die Anwendung der Zellblocktechnik kann als ergänzende Untersuchung eine immunhistochemische Färbung durchgeführt werden. Die mikroskopische Untersuchung des Zellmaterials dient der Erkennung und Differenzierung von entzündlichen sowie tumorbedingten Erkrankungen.
Der Vorteil dieses Prozesses liegt in der nichtinvasiven bzw. minimalinvasiven Gewinnungstechnik des Materials. Invasive Eingriffe können dadurch optimal geplant oder verhindert werden.
Weiters bieten wir eine ROSE (Rapid On-Site Evaluation) im Rahmen der Bronchoskopie an. Diese ist sozusagen der „Gefrierschnitt der Zytologie“ und eignet sich für die Beurteilung der Qualität des gewonnenen Punktionsmaterials von Lungenmalignomen. Hierbei werden Ausstriche direkt bei der Bronchoskopie angefertigt, mit einer modifizierten May-Grünwald-Giemsa Schnellfärbung gefärbt und binnen weniger Minuten der Pathologin bzw. dem Pathologen zur Befundung vorgelegt.