Alle Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder, wollen sie zu selbstbewussten, liebenswürdigen und verantwortungsvollen Erwachsenen erziehen. Aber wie schaffen Eltern das? Worauf müssen Sie bei der Erziehung der Kinder achten?
Im Rahmen einer Pressekonferenz mit dem OÖ Familienbund am 4. Oktober gab Prim. Dr. Kurosch Yazdi, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Kepler Uniklinikum, dazu eine Antwort.
Prim. Yazdi beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Suchtprävention und plädiert dafür, dass Eltern unbedingt über den richtigen Umgang mit neuen Medien Bescheid wissen sollten – etwa welche Plattformen ihre Kids via PC oder Handy gerne besuchen. Auch mit den Suchtgefahren wie Alkohol, Nikotin oder Cannabis sollten sich Eltern befassen.
Sucht ist eine Suche nach Beziehung. Kinder und Jugendliche brauchen wohlwollende Beziehungsangebote. Wird in der Familie, der Schule oder im Freundeskreis das Bedürfnis nach positiven Beziehungen und Erfahrungen nicht gestillt, steigt die Anfälligkeit für Suchterkrankungen.
Daten aus den letzten Jahren zeigen deutlich, dass der übermäßige und krankhafte Konsum von Online-Medien wie Computer und Handy ansteigt. Der Zugang dazu ist äußerst einfach und die Eltern schaffen es oft nicht, Quantität und Inhalte der Internet- und Handynutzung zu steuern. Zusätzlich wird unserer Gesellschaft permanent suggeriert, dass es für junge Menschen normal, ja hip und sogar erforderlich sei, ständig online zu sein. Dabei täuschen soziale Foren und Online-Spiele Beziehungsangebote und Zugehörigkeit ja nur vor. Junge Menschen erfahren in dieser Scheinwelt aber oft eine Wertschätzung, die sie in der realen Welt möglicherweise vermissen. Sie vernachlässigen daher die reale Welt, Schule und Ausbildung und wenden sich jener Welt zu, die scheinbar mehr positive Erfahrungen und Beziehungen bietet.
Cannabis wird zunehmend verharmlost oder gar als Wundermittel gegen alle denkbaren Erkrankungen angepriesen. Das führte in Europa bei jungen Menschen und Erwachsenen in den letzten Jahren zu einem vermehrten Konsum. Dabei steckt heute durch moderne Züchtungen in Cannabis ein weitaus höherer THC-Gehalt (30% gegenüber 3% in den 60er Jahren). Gleichzeitig wurde der Anteil vom Bestandteil Cannabidiol, jener Gegenspieler des THC, der Psychosen verhindert, durch die Züchtungen reduziert. Dadurch macht heute Cannabis schneller abhängig und Nebenwirkungen wie Psychosen, Motivationslosigkeit oder auch mangelnde Fahrtüchtigkeit nehmen zu.
Cannabis ist nicht harmlos. Es zu legalisieren, sei nicht der richtige Weg, so Yazdi. Hier benötigen wir alle mehr Problembewusstsein und die Eltern rechtzeitige Information und Unterstützung. Auch die Schulen müssen gesunde Beziehungsangebote und Aufklärungsarbeit forcieren. Das Suchtverhalten von Kindern bzw. die Frage, wie Kinder gesund und beziehungsfähig aufwachsen, ist nicht alleine das Problem einzelner Eltern sondern der ganzen Gesellschaft.