Der Neuromed Campus ist unter anderem das Kompetenzzentrum für psychiatrische Erkrankungen in Oberösterreich und sein guter Ruf reicht weit über die Landesgrenzen hinaus. Um psychiatrische PatientInnen der Regionen Linz und Linz-Land auch zukünftig auf höchstem Niveau behandeln zu können und ihnen eine zentrale Erstanlaufstelle zu bieten, erfolgte am 7. September 2022 der Spatenstich für die Neuerrichtung eines Psychiatrischen Versorgungszentrums.
„Wir arbeiten für das große Ziel, dass die Menschen in unserem Land gesund und gut leben können. Das gilt sowohl für die körperliche als auch die psychische Gesundheit. Durch eine Investition von rund 9 Millionen Euro in das neue Zentrum setzen wir einen wichtigen Meilenstein in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung. Neben niederschwelligen und wohnortnahen Angeboten in der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung steht den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern somit zukünftig eine kompetente Erstanlaufstelle zur Verfügung, in deren Mittelpunkt die Patientin bzw der Patient steht“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
„Durch den Neubau soll zukünftig die Erstbegutachtung bei der Aufnahme von psychiatrischen Patientinnen und Patienten weiterentwickelt und der Versorgungsprozess von der Aufnahme bis zur Entlassung weiter verbessert werden. Angesichts des steigenden Bedarfs an psychiatrischer Betreuung ist dieses Bauprojekt zur Sicherstellung unseres Versorgungsauftrages von besonderer Bedeutung. Am PVZ werden zukünftig das Sozialpsychiatrische Ambulanzzentrum (SPAZ), Spezialambulanzen, Nachbehandlungsambulanzen, Überleitungspflege und eine Zentrale Notaufnahme räumlich zusammengeführt werden. Das ermöglicht ein bestens koordiniertes Aufnahmemanagement verbunden mit einer abgestuften Patient/-innenversorgung, die individuell betrachtet, am besten auf die jeweiligen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt ist“, sagt Mag. Dr. Franz Harnoncourt, Geschäftsführung der Kepler Universitätsklinikum GmbH.
Sozialpsychiatrisches Ambulanzzentrum (SPAZ):
Das SPAZ dient als niederschwellige Clearing-Einrichtung zur Planung, Vermittlung und Durchführung weiterführender psychosozialer und psychiatrischer Versorgungsangebote. Neben kurzfristigen ambulanten Kontrollen und Krisengesprächen, erfolgt hier auch die Aufnahme aller psychiatrischen Patient/-innen außerhalb der Kerndienstzeiten.
Spezialambulanzen:
Das neue PVZ wird folgende Spezialambulanzen umfassen:
Psychiatrische Nachbehandlungsambulanz
Hier werden Patient/-innen des Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrums kurzfristig weiterbetreut bzw. ambulant nachbehandelt. Damit soll eine Versorgungslücke zwischen SPAZ und Behandlung im niedergelassenen Bereich geschlossen werden.
Übergangspflege PsychiatriePLUS/Übergangsmanagement
Die Übergangspflege soll Betroffenen dabei helfen, möglichst rasch vom Krankenhaus in die gewohnte Umgebung zu kommen und wieder ein Höchstmaß an Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit zu erreichen. Unterstützt wird dies durch ein fachärztliches Übergangsmanagement.
Zentrale Notaufnahme(ZNA)
Patient/-innen, die nicht in einem ambulanten Setting geführt werden können, bei denen aber auch noch nicht sicher ist, dass ein vollstationärer Aufenthalt notwendig ist, können in der ZNA betreut und behandelt werden. Ziel ist es die Betroffenen soweit zu stabilisieren, dass sie nach maximal 36 Stunden entlassen werden können bzw. anderenfalls stationär aufgenommen werden. Während dieser Zeit wird ein individuelles Konzept für die weitere Versorgung erarbeitet, um Rückfallrisiken zu minimieren.
„Gerade in Zeiten der stetigen Suche nach Mitarbeiter/-innen ist es von besonderer Bedeutung den Aufgaben entsprechende Arbeitsräume zur Verfügung stellen zu können. Mit dem PVZ gelingt es das räumliche Angebot den aktuellen Abläufen anzupassen, Synergien zu schaffen und an die Tätigkeiten im psychiatrischen Setting angepasste Räumlichkeiten für Mitarbeiter/-innen und Patient/-innen zur Verfügung zu stellen. Eine wesentliche Neuerung ist die Zentrale Notaufnahme, welche es ermöglicht, ein aufwendiges vollstationäres Aufnahmeprozedere zu vermeiden und andererseits gezielt kurzfristig abzuklären und zu intervenieren“, betont Prim. Dr. Jörg Auer, Vorstand der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, die Wichtigkeit des PVZ für Mitarbeiter/-innen und Patient/-innen.
„Das PVZ wird für uns nicht nur ein passendes Gebäude für die ambulante Betreuung unserer Patient/-innen sein. Vielmehr werden durch die neuen räumlichen Möglichkeiten (z.B. Betten in der ZNA) auch neue inhaltliche Konzepte umgesetzt werden können, die einen deutlichen Mehrwert für die Hilfesuchenden bedeuten“, sagt Prim. Dr. Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstand der Klinik für Psychiatrie - mit Schwerpunkt Suchtmedizin.
„Aus Sicht der Psychosomatik ist eine Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Borderlinestörungen dringend notwendig. Im PVZ ist es möglich, eine Spezialambulanz für Menschen mit Borderlinestörungen einzurichten. Diese bietet Patient/-innen mit Borderlinestörung eine zentrale Anlaufstelle, wo sie von einem multidisziplinären Team eine adäquate Diagnostik, Aufklärung über das Störungsbild und Behandlung erhalten“, schildert Prim.a Dr.in Hertha Mayr, Leiterin des Departments für Psychosomatik, die Vorteile der zukünftigen Versorgungseinrichtung.
„Mit der Psychiatrischen Übergangspflege bieten wir auch zukünftig ein pflegerisches Behandlungskonzept an, das zum Ziel hat, die stationär erarbeitete Stabilität der Patientinnen und Patienten zu erhalten und einen Krankheitsrückfall zu vermeiden. Die Übergangspflege setzt jedoch nicht erst am Ende der stationären Behandlungszeit an. Frühzeitige Schulungen der Patientinnen und Patienten sowie deren Angehöriger, Informationen über den zu erwartenden Heilungsverlauf aber auch die unmittelbare Begleitung in die häusliche Versorgung durch eine Pflegeperson zeichnen dieses Pflegekonzept aus“, erläutert Pflegedirektorin Simone Pammer, MBA.