In Österreich gibt es jährlich dreimal mehr Suizidopfer als Verkehrstote. Doch viele Menschen könnten vor Suizid bewahrt werden, vorausgesetzt, die Gefahr wird rechtzeitig erkannt. Gerade bei akuten psychischen Krisen sind Unterstützungsangebote wichtig – wie sie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin und im Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrum (SPAZ) am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums, als Ergänzung zum 24h Telefon- und Onlineangebot der Krisenhilfe OÖ (0732 2177), angeboten werden.
Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin und das Sozialpsychiatrische Ambulanzzentrum (SPAZ) am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums helfen jenen Menschen, die in einer akuten psychischen Krise Hilfe benötigen. Angeboten werden sowohl medikamentöse Behandlung als auch psychosoziale Krisenintervention und Beratung.
Das Sozialpsychiatrische Ambulanzzentrum ist eine Kooperation zwischen pro mente OÖ und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Kepler Universitätsklinikum und ist Anlaufstelle für Betroffene und bietet auch Beratung für deren Angehörige.
„Wer von Selbsttötung spricht, tut es nicht“. Diese Annahme ist falsch. Denn acht von zehn Menschen, die einen Suizid begehen, kündigen das vorher an und senden damit einen Hilferuf aus. Es ist auch ein Irrtum zu glauben, „wer sich wirklich umbringen will, ist nicht aufzuhalten.“
Vor allem Menschen, die an einer Depression leiden, aber auch jene mit einer Suchterkrankung, etwa mit Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit, tragen ein erhöhtes Risiko, an einem Suizid
zu sterben. Eine Trennung oder Konflikte mit dem/der Partner/-in, der Verlust des Arbeitsplatzes, Schicksalsschläge und traumatische Ereignisse können zu seelischen Krisen führen, in denen Menschen Gefahr laufen, sich selbst zu töten. Auch alte und einsame Menschen gelten als Risikogruppe.
Am Befinden und an den Aussagen eines Mitmenschen. Wenn jemand über Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit klagt, sich hilflos, ohnmächtig und verzweifelt fühlt, sich nicht mehr freuen kann oder etwa von Schuldgefühlen gequält wird, sind das Hinweise auf eine Gefährdung, die unbedingt ernst zu nehmen sind.
„Ich habe das Gefühl, du willst dir was antun.“ Sagen Sie es offen, wenn Sie das Gefühl haben, ein Mitmensch sei in Gefahr, sich selbst zu töten. Tun Sie das ruhig, sachlich und direkt. Keine Angst, Sie können damit keinen Suizid auslösen. Ganz im Gegenteil: Es ist für den gefährdeten Menschen immer entlastend, mit jemandem über die quälenden Suizidgedanken reden zu können. Sorgen Sie dann dafür, dass der bzw. die Betroffene rasch professionelle Hilfe erhält!
Gefährdete Menschen sagen vermehrt:
Die Kernaufgaben liegen in der Krisenintervention, psychosozialen Beratung, Psychoedukation, Sozialarbeit, Angehörigenberatung und in der Weitervermittlung an externe Angebote.
Die Angebote sind vielschichtig, hier arbeiten Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten eng mit Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegepersonal zusammen. Die unkomplizierte und vor allem sehr zeitnahe Unterstützung ermöglicht den Menschen gleichzeitig einerseits mit der medikamentösen Behandlung zu beginnen, anderseits bietet das pro mente OÖ-Team ihr bzw. ihm sofort Entlastungsgespräche an, unterstützt sie/ihn, ihre/seine Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustands bzw. Chronifizierung zu verhindern.
In geschätzten 15 Prozent der Klientinnen- bzw. Klientenfälle reichen vier Gespräche aus, um die Patientinnen und Patienten wieder zu stabilisieren. Oftmals werden Klientinnen und Klienten aber erst einmal darin unterstützt, die „Spitze der Krise“ zu bewältigen und man bereitet mit ihnen gemeinsam den Weg zu einer längerfristigen Psychotherapie, psychosozialen Beratung bzw. Betreuung oder Begleitung vor.
„Die alltäglichen Anforderungen und der gesellschaftliche Leistungsdruck, die vielen Doppel- und Mehrfachbelastungen können zu Anpassungsstörungen, Panikattacken oder Erschöpfungsdepressionen führen. Sind die Belastungen zu groß bzw. dauern sie zu lange an, besteht eine erhöhte Gefahr von Suizidalität. Wir unterstützen als multiprofessionelles Team betroffene Menschen und Angehörige in dieser schwierigen Zeit im Sinne von Stabilisierung, Entlastung und Finden von neuen Perspektiven. Zusätzliche niederschwellige und zeitnahe Unterstützung in suizidalen Krisen bietet die Krisenhilfe OÖ, die telefonisch, rund um die Uhr unter 0732 2177 zu erreichen ist“, sagt Birgit Dürk, DSA, pro mente OÖ-Teamleiterin des Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrums.
„Das Besondere am Kepler Universitätsklinikum ist, dass das Team einerseits aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kepler Universitätsklinikums besteht, die auf die psychiatrische Behandlung spezialisiert sind und andererseits Personen von pro mente OÖ, die ihren Schwerpunkt in der psychosozialen Versorgung, Betreuung und Beratung haben. Hilfesuchende werden hier umfassend und mit höchster Sorgfalt betreut“, sagt Prim. Dr. Jörg Auer, Vorstand der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Kepler Universitätsklinikum.
LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander ist es ein Anliegen: „Psychische Krisen können alle Menschen treffen, unabhängig von Alter, Bildung, Beruf, Herkunft und sozialem Status. Umso wichtiger ist es mir, in Notsituationen die entsprechende Betreuung RASCH und UNKOMPLIZIERT anzubieten.
Mit dem Team am Kepler Universitätsklinikum kann ich zurecht sagen, dass Menschen in einer akuten Krise und auch deren Angehörige professionelle und kompetente Betreuung vorfinden.
Patientinnen und Patienten profitieren von der Bündelung psychiatrischer und psycho-therapeutischer Kompetenzen und erhalten JEDERZEIT Hilfestellung in Ausnahmesituationen und darüber hinaus. Es ist mir ein Anliegen, dass Betroffene auf ihrem Weg in und aus der Krise beste Betreuung und Begleitung erfahren. Dadurch kann vielfach Schlimmeres abgewendet werden.“