Vor einem Jahrzehnt, nämlich am 1. Juli 2013, wurde am Neuromed Campus ein bis heute einzigartiges Angebot in Österreich implementiert – die psychiatrische Tagesstruktur (TS), in der zugewiesene Patientinnen und Patienten ambulant ein strukturiertes und intensives interprofessionelles Therapieprogramm in Anspruch nehmen können. Gefeiert wurde das Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür am 7. Juli 2023.
Die TS ist Anlaufstelle für Betroffene, für die eine ambulante Nachsorge nicht ausreichend ist bzw. die nach einer tagesklinischen oder einer stationären Behandlung zur Stabilisierung noch weiterführende Therapien benötigen. Dadurch ist es möglich, den stationären Aufenthalt zu verkürzen und (Wieder-) Aufnahmen zu vermeiden. Auch ist die TS gedacht für Patientinnen und Patienten aus dem Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrum des NMC, die einer intensiveren, aber keiner stationären Behandlung bedürfen. Und nicht zuletzt wurde die Depotbehandlung für chronisch an Schizophrenie Erkrankte in die TS integriert. 24 Patientinnen und Patienten werden in zwei Schichten aktuell pro Tag therapeutisch versorgt, bis zu acht Wochen lang an mindestens zwei Halbtagen pro Woche. 2022 wurden 258 Frauen und 177 Männer mit den Hauptdiagnosen Depression, Schizophrenie, bipolar affektive Störung, Angst- und Panikstörung, Anpassungsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung und Persönlichkeitsstörung behandelt.
Ziel des interdisziplinären Behandlungsteams aus Ärztinnen und Ärzten, diplomiertem Pflegepersonal, Ergo-, Musik-, Physio- und Sporttherapeutinnen bzw. -therapeuten, Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie einer Stationssekretärin ist es, die Patientinnen und Patienten zu schulen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen und somit den Alltag adäquat bewältigen zu können. Im Fokus stehen die Förderung der Gesundheit (Salutogenese) und das Verhindern von Krankheit. „Dies erreichen wir durch die professionelle Arbeit der Pflegefachkräfte, wo individuell abgestimmte Pflegepläne Betroffene unterstützen, Veränderungen besser umzusetzen . Hierzu gehören Achtsamkeitsübungen sowie das Erkennen von Frühwarnzeichen, Resilienztraining, das Erstellen eines Wochenplans und vieles mehr“, erklärt Prim. Dr. Jörg Auer, Vorstand der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin. Beim gemeinsamen wöchentlichen Austausch im Team wird anhand von Fallbeispielen eruiert, ob die medikamentöse Einstellung und das therapeutische Behandlungssetting ausreichend und zielführend sind.
Die TS gewährleistet die kontinuierliche Betreuung der Patientinnen und Patienten durch eine vertraute, individuelle ambulante Versorgung und entlastet zugleich den stationären Bereich. Eigenständiges Arbeiten – vom Zielgespräch bis zur Entlassung im Rahmen der primären Pflege – und die optimale Zeiteinteilung für Patientinnen- und Patientengespräche erhöhen auch im Team die Arbeitszufriedenheit, was sich wiederum sehr positiv auf die Patientinnen und Patienten auswirkt. „Wir haben wirklich gute Arbeitsbedingungen mit regelmäßigen Dienstzeiten und arbeiten jeweils in einem kleinen Team zusammen mit viel Spaß und gegenseitiger Wertschätzung“, bestätigt TS-Pflegeleiterin DGKPin Marianne Linner.