Die Schilddrüse ist eine lebenswichtige Hormondrüse. Sie spielt eine große Rolle für den Stoffwechsel, das Wachstum und die Reifung des Körpers und hilft dabei, zahlreiche Körperfunktionen zu regulieren. Dazu gibt sie stetig eine bestimmte Menge an Schilddrüsenhormonen ins Blut ab. Verändert sich diese Menge an Hormonen, kann damit eine Vielzahl an Auswirkungen einhergehen – sowohl körperlich als auch psychisch.
„Die Schilddrüse ist wesentlich am Stoffwechsel der Nervenzellen sowie der Gehirntätigkeit beteiligt. Damit hat sie auch Auswirkungen auf die Psyche und das seelische Gleichgewicht des Menschen“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel, Vorstand des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie am Med Campus III. des Kepler Universitätsklinikums.
Eine Überfunktion der Schilddrüse kann sich bei Betroffenen erheblich auf das psychische Gleichgewicht auswirken. Zu viele Hormone können nervös und aggressiv machen bzw. dazu führen, dass man leicht irritierbar, ängstlich und schreckhaft ist. „Gerade bei Frauen im Wechsel ist es ratsam, die Schilddrüsenhormone testen zu lassen. Denn Symptome wie Schwitzen, Herzrasen bzw. Schlafstörungen können sowohl auf die hormonelle Umstellung als auch auf eine Schilddrüsenüberfunktion zurückzuführen sein“, erklärt der Experte.
Aber nicht nur zu viele Hormone, sondern auch ein Mangel kann sich auf die Psyche auswirken. Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion fühlen sich oftmals müde, erschöpft bzw. leiden an Konzentrationsstörungen und Niedergeschlagenheit. Auf körperlicher Ebene wirkt sich der Hormonmangel in Form von Gewichtszunahme, langsamerem Herzschlag, verminderten Reflexen sowie sinkender Libido aus. „Eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich oftmals schleichend, wodurch die Symptome leicht übersehen werden können. Das gilt auch für die Hashimoto-Thyreoditis, die mit zunehmendem Lebensalter – vor allem bei Frauen – immer häufiger wird“, sagt Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel.
Eine Sonderform der Schilddrüsenfehlfunktion stellt die Post-Partum-Thyreoditis dar, von der rund vier Prozent aller Frauen nach der Geburt eines Kindes betroffen sind. Grund dafür ist die hormonelle Stresssituation, der die Schilddrüse während der Schwangerschaft ausgesetzt ist. Die Post-Partum Thyreoditis äußert sich durch Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Nervosität und depressive Verstimmung. „Diese Wochenbett-Schilddrüsenentzündung kann leicht mit einer Wochenbettdepression verwechselt werden, kann mitunter aber auch erst Wochen nach der Geburt in Erscheinung treten“, klärt Primarius Gabriel auf.
„Anlässlich des Weltschilddrüsentages ist es mir ein Anliegen, auf die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Schilddrüse und Psyche hinzuweisen. Patientinnen und Patienten mit psychischen Problemen sollten abklären lassen, ob ihre Beschwerden eventuell auch organische Ursachen haben. Ein Bluttest, die Bestimmung des sogenannten TSH-Wertes, der beim Hausarzt bzw. der Hausärztin gemacht werden kann, schafft hier schnell Klarheit. Schilddrüsenfunktionsstörungen können durch die richtige Einstellung mit Hormonersatzpräparaten gut behandelt und seelische Vorgänge stabilisiert werden. Eine Normalisierung der Schilddrüsenwerte führt meist zum raschen Abklingen der Symptome und zur Verbesserung des Wohlbefindens. Andererseits können sich Stress und psychische Belastungen auch auf die Schilddrüse auswirken. Bei einer bestimmten Art der Schilddrüsenüberfunktion, der sogenannten Basedow-Erkrankung, wird psychische Belastung und übermäßiger Alltagsstress sogar mit dem Auftreten in Zusammenhang gebracht. Es gilt also auch die psychischen Ursachen für Schilddrüsenfehlfunktionen im