Aus der tagtäglichen interdisziplinären Zusammenarbeit und einem hochkompetenten Team aus Ärztinnen und Ärzten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Radiologietechnologinnen und -technologen, Kardiotechnikerinnen und -technikern sowie Pflegekräften entstand am Kepler Universitätsklinikum ein europaweit führendes Spezialzentrum.
So umfasst das Universitäre Herz Zentrum OÖ nachfolgend erläuterte Schwerpunkte.
Bypassoperationen Die am häufigsten durchgeführte Operation ist die aortokoronare Bypass-Operation, wobei die gesamte Palette der Operationsmöglichke...
Bypassoperationen
Die am häufigsten durchgeführte Operation ist die aortokoronare Bypass-Operation, wobei die gesamte Palette der Operationsmöglichkeiten angeboten wird: Operationen mit Herz-Lungen-Maschine, Operationen ohne Herz-Lungen-Maschine (Off-Pump-Operation), sogenannte "All Arterial Bypasses" (komplett arterielle Revaskularisation) sowie minimal invasive Operationen.
Herzklappenoperationen
Das gesamte Spektrum der Klappenersatztherapie (Ersatz mit biologischen oder mechanischen Klappen, Homografts = menschliche Klappen sowie die aufwändigste Klappenersatzoperation – nämlich die Operation nach ROSS) stehen zur Verfügung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der klappenerhaltenden Chirurgie. Dies ist im Bereich der Aortenklappe unter anderem bei nachgeschalteten Aneurysmen möglich, im Bereich der Mitralklappe werden bereits mehr als drei Viertel unserer Klappenoperationen klappenerhaltend durchgeführt. In den meisten Fällen kann man dabei auf eine Durchtrennung des Brustbeines verzichten und diese Eingriffe endoskopisch (mit Hilfe einer Videokamera) durchführen. Als zusätzlicher Eingriff bei offener Herzoperation steht die Therapie des chronischen oder auch paroxysmalen Vorhofflimmerns zur Verfügung. Hierbei werden intraoperativ mit der Radiofrequenzmethode Maßnahmen gesetzt, die das Vorhofflimmern in bis zu 70 Prozent der Fälle beenden.
Ein weiterer Teilbereich in der Behandlung von Herzklappenfehlern ist die interventionelle Klappentherapie. Das Besondere daran ist, dass Herzklappen am schlagenden Herzen repariert oder ersetzt werden können, ohne dass dafür der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine oder eine Durchtrennung des Brustbeins notwendig wären. Hier werden in enger Kooperation mit der Klinik für Kardiologie und Intensivmedizin verschiedene Klappensysteme sowohl zur Behandlung von Erkrankungen der Aortenklappe (TAVI) als auch der Mitralklappe implantiert. Diese Herzklappeninterventionen erfolgen gemeinsam in unserem topmodernen Hybrid-Operationssaal, dem einzigen seiner Art in Oberösterreich. Im Fall einer ernsthaften Komplikation besteht sofort die Möglichkeit, herzchirurgisch einzuschreiten. Dies garantiert die höchstmögliche Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten.
Aneurysmen im Bereiche der herznahen Schlagader mit Beteiligung des Aortenbogens werden unter dem Schutz der Hirnperfusion sowohl klappenerhaltend als auch kombiniert mit einem Herzklappenersatz durchgeführt. Sämtliche Formen der Aneurysmen (atherosklerotische sowie komplizierte Dissektionen) können sowohl chirurgisch als auch endovaskulär versorgt werden. Sowohl die offene chirurgische Therapie als auch die endovaskuläre Therapie werden auch notfallmäßig rund um die Uhr durchgeführt. Dabei stehen sämtliche derzeit etablierte Behandlungsmethoden zur Verfügung. Die Ausschaltung von Aneurysmen der großen Gefäße ist mit und ohne Herz-Lungen-Maschine möglich. Um eine optimale Versorgung unserer Patientinnen und Patienten zu garantieren, wird ein interdisziplinäres Aortenzentrum als Teil des Universitären Herz Zentrums gegründet.
Gefäßchirurgie
Hier wird das gesamte Spektrum der arteriellen als auch der venösen Chirurgie umfasst. Sämtliche Operationsmöglichkeiten im Bereich des arteriellen Systems, ausgehend von den Aortenbogengefäßen (Carotis) bis zum Ersatz der Beckengefäße (Bifurkationsprothese) sowie die periphere Gefäßchirurgie (bei Schaufensterkrankheit) werden angeboten. In täglichen interdisziplinären Besprechungen mit interventionellen Radiologinnen und Radiologen wird Fall für Fall besprochen und individuell entschieden, ob eine endovaskuläre Intervention oder eine chirurgische Behandlung durchzuführen ist.
Kunstherzimplantationen
Seit dem erfolgreichen Start des Programmes mit Beginn 2019 besteht nun auch die Möglichkeit im Universitären Herz Zentrum OÖ, Kunstherzen zu implantieren. Für eine Kunstherzimplantation kommen Patientinnen bzw. Patienten mit einer sogenannten „terminalen Herzinsuffizienz“ in Frage. Darunter versteht man eine Herz- bzw. Herzmuskelschwäche im Endstadium, bei der alle anderen zur Verfügung stehenden Therapieoptionen (Medikamente, Koronarstents, Bypassoperation…) bereits voll ausgeschöpft wurden. Technisch gesehen handelt es sich bei der neuesten Generation an Kunstherzen um eine magnetisch gelagerte Zentrifugalpumpe, die innerhalb eines Pumpenkopfes direkten Blutkontakt hat und das Blut mit kontinuierlichem Fluss und einer Pumpleistung von circa drei bis sechs Litern pro Minute (entspricht der vollen Pumpleistung eines gesunden Herzens) aus der linken Herzkammer abzieht und in die Körperschlagader zurückpumpt.
„Durch die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen am Kepler Universitätsklinikum ist es möglich geworden, Patientinnen und Patienten mit modernsten Hightech-Behandlungsmethoden bei Herzproblemen zu behandeln. Neben der bestmöglichen Ausbildung unserer zukünftigen Ärztinnen und Ärzten sowie dem Vorantreiben der medizinischen Forschung sehe ich das als große und wunderbare Aufgabe eines Universitätsklinikums“, zeigt sich Univ.-Prof. Dr. Andreas Zierer, Vorstand der Universitätsklinik für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie sehr erfreut.
Herzkatheter-Untersuchungen und Stent-Implantationen: An der Klinik werden jedes Jahr mehrere tausend Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt. Werde...
Herzkatheter-Untersuchungen und Stent-Implantationen:
An der Klinik werden jedes Jahr mehrere tausend Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt. Werden dabei Engstellen in den Koronararterien des Herzens nachgewiesen, erfolgt in vielen Fällen eine Stent-Implantation, um diese zu beheben. Dabei werden modernste Stents, zum Teil auch aus selbstauflösenden Materialien, verwendet. Zur genauen Darstellung der Engstellen kann auf zusätzliche Methoden wie Druckdrahtmessungen oder bildgebende Katheter zurückgegriffen werden. Besonders komplexe Krankheitsbilder werden im „Heart Team“ interdisziplinär mit Herzchirurginnen bzw. -chirurgen und Herzanästhesistinnen bzw. -anästhesisten besprochen, um die beste individuelle Vorgangsweise für die Patientin bzw. den Patienten zu finden.
Verödung von Herzrhythmusstörungen
Im Elektrophysiologie-Labor können alle Arten von Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Mittels spezieller Herzkatheter werden die Entstehungsorte der Rhythmusstörungen aufgesucht und dann mittels Hitze- oder Kälteenergie verödet. Spezielle Computersysteme helfen, häufige (Vorhofflimmern) oder besonders gefährliche (ventrikuläre Tachykardien) Rhythmusstörungen zu identifizieren und zu veröden. Danach ist oft ein Leben ohne Herzrasen und ohne permanente Medikamenteneinnahme möglich. Eine Besonderheit an der Klinik ist die sogenannte „Zero-Fluoroscopy“-Verödung, bei der die Rhythmusstörungen völlig ohne Röntgenstrahlung aufgefunden und beseitigt wird.
Sollten Rhythmusstörungen im Rahmen von schwerwiegenden Herzerkrankungen auftreten oder nach der Therapie immer wieder zurückkehren, ist auch eine chirurgisch durchgeführte Ablation in Zusammenarbeit mit der Herzchirurgie möglich.
Implantation von Herzschrittmachern und Defibrillatoren
Die Klinik ist seit Jahren Vorreiter in der Einführung neuester Schrittmacher- und Defibrillator-Technologien. So wurden an der Klinik weltweit erstmals miniaturisierte sondenlose Herzschrittmacher implantiert und gemeinsam wird mit der Herstellerfirma an der Weiterentwicklung diese Technologie gearbeitet. Unter bestimmten klinischen Umständen werden spezielle Defibrillatoren, die nur in besonderen Eingriffsräumen eingesetzt werden können, implantiert. So kann für jede Patientin bzw. Patienten das geeignete Gerät gefunden und sicher implantiert werden.
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Möglichkeit der Fernabfrage von implantierten Geräten gelegt, die die diagnostische Genauigkeit erhöht, aber auch nicht notwendige ambulante Kontrollen reduziert. Von großer Bedeutung ist die Klinik für ganz Oberösterreich beim Tausch von Herzschrittmachern und Defibrillatoren. Im Falle einer Infektion werden diese Geräte von interdisziplinären Teams vorsichtig im Hybrid-OP entfernt und durch neue Systeme ersetzt.
Herzinsuffizienz
Die Herzinsuffizienz entwickelt sich immer mehr zur Volkskrankheit und weist im fortgeschrittenen Stadium eine hohe Sterblichkeit auf. Sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie wurden zuletzt große Fortschritte gemacht. Die Klinik setzt diese neuen Erkenntnisse neben der besten Standardtherapie in der Praxis um, sodass sämtliche diagnostische und therapeutische Optionen für unsere Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen. Dazu gehören kardiale Magnetresonanz-Untersuchungen (mit dem Zentralen Radiologie Institut), Herzmuskel-Biopsien, Spezial-Schrittmacher und Defibrillatoren sowie die Kunstherztherapie als Musterbeispiel für die Kooperation aller Disziplinen im Universitären Herz Zentrum des Kepler Universitätsklinikums.
Herzklappenerkrankungen
Herzklappenerkrankungen betreffen Patientinnen und Patienten aller Altersgruppen. Sie können im Rahmen angeborener Herzfehler ebenso auftreten wie im Erwachsenenalter. Von besonderer Bedeutung sind sie bei alten Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihres Allgemeinzustandes oder von Begleiterkrankungen nicht mehr für eine Herzoperation belastbar sind. Hier können Katheter-Interventionen an den Herzklappen helfen, die für die Patientinnen und Patienten deutlich schonender sind. An der Klinik werden verengte Aortenklappen über eine Leistenarterie durch eine sogenannte transfemorale Aortenklappen-Implantation (TAVI) behandelt. Individuell können jedoch auch andere Zugangswege zum Herzen (z.B. über die Herzspitze) oder komplexere Eingriffe erforderlich werden. Diese werden gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Herzchirurgie im Hybrid-OP durchgeführt. Die interdisziplinäre Kooperation erstreckt sich auch auf zahlreiche andere Interventionen an unterschiedlichen Herzklappen. Durch die technologischen Entwicklungen der nahen Zukunft werden schonende Eingriffe auch an anderen Herzklappen (z.B. der Mitralklappe) deutlich zunehmen und die Aktivitäten der Heart-Teams im Hybrid-OP weiter steigen.
„Insgesamt hat sich die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten mit Herzproblemen sehr verbessert. Erfolgsfaktor für diese Entwicklung ist die hervorragende, interdisziplinäre Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachgebiete. Das Universitäre Herz Zentrum OÖ bereichert unsere Arbeit und deren Qualität in hohem Maße“, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Clemens Steinwender, Vorstand der Klinik für Innere Medizin 1 – Kardiologie und Internistische Intensivmedizin.
Alle Operationen, die im Kepler Universitätsklinikum durchgeführt werden, werden von Anästhesistinnen und Anästhesisten begleitet. In der Anästhesiea...
Alle Operationen, die im Kepler Universitätsklinikum durchgeführt werden, werden von Anästhesistinnen und Anästhesisten begleitet. In der Anästhesieambulanz werden bereits im Vorfeld Patientinnen und Patienten mit sehr hohem perioperativen Risiko erfasst. Hier erfolgt auch eine Beratung hinsichtlich der möglichen und vor allem der für die Patientinnen und Patienten individuell passenden Narkosemethode. In Abhängigkeit vom jeweiligen Risikoprofil kann dabei eine mehr oder weniger intensive Überwachung der Patientin bzw. des Patienten notwendig werden.
Ein weiteres Ziel des präoperativen Narkosegespräches ist die sogenannte „Prähabilitation“. Das Ziel ist es, eine optimale Ausgangssituation für den Eingriff zu schaffen. So werden z.B. im Rahmen des sogenannten „Patient Blood Managements“ Patientinnen und Patienten, die sich einen Eingriff unterziehen müssen, auf eine Anämie hin untersucht und im Falle des Vorliegens mit Eisen und EPO behandelt. Durch die Schaffung des Universitären Herz Zentrums OÖ ist es möglich, die Schnittstelle zu den beteiligten Kolleginnen und Kollegen sehr durchgängig zu halten.
Ein eigenes OP-Statut regelt als Organisationsrichtlinie die operativen Arbeitsprozesse der Zusammenarbeit aller Berufsgruppen im OP. Die Anästhesie steht den Patientinnen und Patienten aber nicht nur vor und während der Operation zur Seite. Besonderes Augenmerk wird auf die postoperative Betreuung im Aufwachraum sowie der Intensivstationen bis zur Entlassung der Patientinnen und Patienten gerichtet.
Univ.-Prof. Dr. Jens Meier, Vorstand der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, betont: „Die Etablierung des Universitären Herz Zentrums in Oberösterreich ermöglicht die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten aus einer Hand. Heutzutage sind bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten eine Vielzahl von unterschiedlichen Disziplinen beteiligt. Je mehr diese Bereiche zusammenarbeiten und je besser die Schnittstellen beschrieben sind, desto reibungsloser verläuft der Behandlungsprozess für unsere Patientinnen und Patienten.“
Im Rahmen des Universitären Herz Zentrums OÖ führen spezialisierte Fachärztinnen und -ärzte des Zentralen Radiologie Instituts im Hybrid-OP intervent...
Im Rahmen des Universitären Herz Zentrums OÖ führen spezialisierte Fachärztinnen und -ärzte des Zentralen Radiologie Instituts im Hybrid-OP interventionelle Eingriffe an der Hauptschlagader (Aorta) sowohl im Brustkorb als auch im Bauchraum durch, z.B. wenn diese pathologisch erweitert (Aneurysma) oder eingerissen (Dissektion) ist.
Selbst bei großen und komplexen Eingriffen kann ein Großteil der Fälle über alleinige Gefäßpunktion durch die Haut – und damit sehr komplikationsarm – durchgeführt werden. Bei komplexen Eingriffen an der Aorta als auch den peripheren Gefäßen („Schaufenster-Krankheit“) arbeiten im Hybrid-OP Radiologinnen und Radiologen sowie Herz-/Gefäßchirurginnen und -chirurgen zusammen. Im Hybrid-OP kommen modernste Entwicklungen, wie etwa für die jeweilige Patientin bzw. den jeweiligen Patienten von Hand maßgeschneiderte Prothesen, mit größtmöglicher Sicherheit zur Anwendung.
„Durch die neu geschaffenen optimalen Rahmen- und Kooperationsmöglichkeiten des Hybrid-OPs etabliert sich das Kepler Universitätsklinikum – gerade auch für Notfalleingriffe – als Zentrum von regionaler und überregionaler Bedeutung“, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Fellner, Vorstand des Zentralen Radiologie Instituts.