Franz Fellner hat mit 1. November den Lehrstuhl für Virtuelle Morphologie an der Johannes Kepler Universität Linz übernommen. Der Dekan für Lehre und Studierende der Medizinischen Fakultät und Leiter des Zentralen Radiologie Instituts am Kepler Universitätsklinikum setzt mit der erst kürzlich international ausgezeichneten „Virtual Anatomy“ im JKU medSPACE neue Maßstäbe in der medizinischen Lehre.
11 Tage nach Lehrstuhlantritt einen internationalen Award verliehen zu bekommen passiert nicht oft. Doch am 11. November wurde „Virtual Anatomy“ mit dem E&T-Innovation-Award 2022 in der Kategorie „Best Emerging Technology of the Year“ (1. Preis) ausgezeichnet und erreichte Platz 2 in der Kategorie „Most Innovative Solution in Digital Health and Social Care”. Virtual Anatomy, entwickelt vom Ars Electronica Futurelab in Kooperation mit Siemens Healthineers und der JKU, führt MRT- und CT-Daten von realen Patientinnen und Patienten zu fotorealistischen dreidimensionalen Bildern der menschlichen Anatomie zusammen. Im multimedialen Hörsaal JKU medSPACE begeben sich die Studierenden mit Univ.-Prof. Fellner auf eine virtuelle Reise durch den Körper.
Was kann man sich unter dem Lehrstuhl für Virtuelle Morphologie vorstellen?
Franz Fellner: Die Morphologie ist Lehre und Forschung bezüglich Gestalt und Form. Das setzen wir virtuell mit den modernsten Möglichkeiten im Technik-Bereich um. Der High-end JKU medSPACE ist ein typisches Beispiel dafür, in dem wir die Anatomie lebender Menschen anhand derer individuellen Untersuchungen und Befunde lehren. Erste Aufgabe wird sein, den JKU medSPACE sowohl als Fortbildungsraum für Studierende und ausgebildete Ärztinnen bzw. Ärzte als auch für die allgemeine Bevölkerung weiter zu etablieren.
Was macht Ihren Fachbereich Radiologie so besonders?
Franz Fellner: Wir Radiologinnen und Radiologen gehören sozusagen zu den letzten „Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern“ im Krankenhaus. Und zwar in der Hinsicht, dass wir täglich Untersuchungen in allen Bereichen des Körpers durchführen. Besonders schön dabei ist auch, dass wir immer mit den Kolleginnen und Kollegen aller Fachbereiche zu tun haben, was natürlich auch höchst fordernd ist, weil man letztlich Spezialistin oder Spezialist in allen Fachgebieten sein muss. An der Radiologie ist auch die Verbindung zwischen Medizin und High-end-Technik faszinierend und zwar in der Form, dass man trotzdem noch ausschließlich Ärztin oder Arzt ist und neben der essenziellen Kommunikation mit Patientinnen, Patienten, klinischen Kolleginnen und Kollegen diese faszinierenden technischen Möglichkeiten „lediglich“ das Arbeitswerkzeug sind.
Wo sehen Sie Schwerpunkte in der Forschung?
Franz Fellner: Ein erster Schwerpunkt wird die Medizindidaktik-Forschung sein. Wir wollen herausfinden, welchen Stellenwert die Virtuelle Anatomie tatsächlich hat. Seit Jahrhunderten hat sich an der Art, Anatomie zu lehren nichts substanziell verändert. Die Virtuelle Anatomie, ob nun mit Computersimulationen oder so wie wir sie entwickelt haben – dreidimensional anhand von CT- und MR-Untersuchungen mit Cinematic Rendering zu demonstrieren – ist nun erstmals eine völlig andere Art, Anatomie darzustellen. Interessant wird sein, herauszufinden, in welcher Hinsicht Medizinstudierende sowie fertig ausgebildete Ärztinnen und Ärzte Vorteile daraus ziehen können.
Welche Schwerpunkte möchten Sie in der Lehre setzen?
Franz Fellner: Neben der Lehre im JKU medSPACE mit seinen verschiedenen Möglichkeiten, die derzeit noch gar nicht alle absehbar sind, möchte ich den interdisziplinären Unterricht unter Einbeziehung der Anatominnen und Anatomen in Linz und Graz sowie von Klinikerinnen und Klinikern aus den verschiedensten Bereichen intensivieren. Zudem sollen Fälle mit krankhaften Veränderungen einbezogen werden, die den Studierenden die wirklich hohe Relevanz des Anatomiestudiums veranschaulichen und sie damit noch mehr motivieren. Pathologische Veränderungen kann man ja erst erkennen, wenn man weiß, wie das „Normale“ aussieht.
Ihre Visionen für die Zukunft?
Franz Fellner: Visionen gibt es naturgemäß sehr viele. Eine der interessantesten ist sicherlich, zu versuchen, die Abteilung für Virtuelle Morphologie zu einem interdisziplinären Knotenpunkt zwischen vorklinischem und klinischem Bereich einerseits, andererseits aber auch zwischen den einzelnen Fächern der beiden Bereiche zu machen und darüber hinaus möglicherweise auch für andere Gebiete der JKU, wie z.B. aus dem Bereich der MINT-Fächer.
Was bedeutet Ihnen der Beruf Arzt?
Franz Fellner: Das ist ein wunderbarer Beruf, der einen in den verschiedensten Bereichen fordert, denn er vereint Naturwissenschaften, Soziales, Kommunikation und analytisches Denken. Doch am schönsten ist, dass man mit seinem Beruf, der gleichzeitig Hobby ist, kranken Menschen helfen kann.
„Ich freue mich sehr, dass mit Franz Fellner einer der hervorragendsten Expertinnen und Experten seines Gebiets die Professur für Virtuelle Morphologie übernommen hat. Zugleich gratuliere ich ihm zum E&T Innovation Award. Es war mir eine Ehre, den Award für die Medizinische Fakultät der JKU und unsere Kooperationspartnerinnen Ars Electronica Futurelab und Siemens Healthineers bei der Verleihung in London in Empfang zu nehmen“, sagt JKU Rektor Meinhard Lukas. „Wir haben eine Fakultät fürs 21. Jahrhundert gegründet und dieser innovative Lehrstuhl ist ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft der Medizin.“
Elgin Drda, JKU Vizerektorin für Medizin: „Franz Fellner hat das Projekt Medizinische Fakultät von Beginn an wesentlich mitgestaltet und er zählt zu den Pionierinnen und Pionieren der ersten Stunde. Die Begeisterung und das Engagement, das Professor Fellner für die Medizinische Fakultät und sein Spezialgebiet der Digitalen Anatomie entwickelt, sind ansteckend und inspirierend. Unsere Studierenden sind fasziniert von seinen spannenden Vorlesungen im JKU medSPACE und seine Vorträge sind restlos ausgebucht. Die gesamte Fakultät gratuliert Professor Fellner zu seiner Berufung.“
„Ich freue mich sehr, dass mit Professor Fellner nicht nur ein allseits geschätzter Primarius unseres Hauses, sondern auch DER Wegbereiter für die Virtuelle Anatomie im Berufungsverfahren für den Lehrstuhl für Virtuelle Morphologie überzeugen konnte. Fellner ist von der Medizinischen Fakultät der JKU überzeugt und begeistert und hat diese Erfolgsstory sowie die Etablierung des JKU medSPACE prägend mitgestaltet. Ich gratuliere Professor Fellner ganz herzlich zu seiner Bestellung“, sagt Franz Harnoncourt, Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums anlässlich des Dienstantritts des Universitätsprofessors.
Lesen Sie mehr über Univ.-Prof. Dr. Franz Fellner und die Virtual Anatomy im JKU medSPACE im zugehörigen Artikel der Medizinischen Fakultät der JKU „Internationale Auszeichnung für Virtual Anatomy".