Eine psychosomatische Behandlung unterstützt Patientinnen und Patienten dabei, körperliche und seelische Zusammenhänge besser zu verstehen und bessere Lösungen als bisher zu finden. Gemeinsam mit den Behandelnden entwickeln sie Ziele, die sie für sich erreichen wollen. Dabei geht es häufig um eine Wiederentdeckung eigener Fähigkeiten zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen, um Eigenverantwortung, um neue Lebensperspektiven und um Förderung der Reintegration in soziale Gruppen.
Wir können bei uns Menschen vier wesentliche Grundbedürfnisse unterscheiden, die zu einem gewissen Grad erfüllt sein müssen, damit wir uns stabil fühlen. „Menschen brauchen ein ausreichendes Maß an Kontrolle und Sicherheit. Wir brauchen auch ein gewisses Ausmaß an stabilen Bindungserfahrungen. Jeder Mensch strebt nach Selbstwerterhöhung und nach Lusterleben, Unlust hingegen wollen wir vermeiden“, erklärt Primaria Hertha Mayr, Leiterin des Departments. Wenn sich jedoch das, was erlebt wird, sehr davon unterscheidet von dem, was man sich wünscht, wie es sein sollte, entstehen innere Konflikte. Sie erledigen etwa Ihre beruflichen Aufgaben engagiert und gewissenhaft. Trotzdem werden Sie ignoriert, andere sind beliebter als Sie und werden Ihnen vorgezogen. Der daraus resultierende innere Konflikt kann zu inneren Spannungen und vermehrtem Stresserleben führen. Die Folge können Angst, Schlafstörungen und körperliche Schmerzen sein. Häufig werden Lösungsversuche unternommen, die das Stresserleben weiter verstärken: Betroffene strengen sich noch mehr an, um das Gewünschte zu erreichen oder sie ziehen sich zurück, um nicht verletzt zu werden, obwohl sie sich nach Nähe und Anerkennung sehnen. Bei der Stressverarbeitung spielen frühere Erfahrungen eine große Rolle, weiß die FÄ für Psychiatrie: „Wenn wir etwas Neues erleben, werden frühere Erinnerungsmuster mit den dazugehörigen Gedanken und Gefühlen aktiviert mit dem Ziel, die Situation zu bewältigen. Im ungünstigen Fall führt dies dazu, dass wir uns in der aktuellen Situation nach alten Mustern verhalten und in unseren Möglichkeiten eingeengt sind und enttäuschende Erfahrungen sich wiederholen.“ Chronisches Stresserleben führt schließlich auch zu körperlichen Veränderungen, z. B. zu Verschiebungen im vegetativen Nervensystem und in der hormonellen Regulation. Körperliche Störungen, die zunächst rückgebildet werden können, können bei längerem Bestehen auch zu Schädigungen von Organsystemen führen.
Jeder von uns hat, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, gelernt, seinen Körper ganz individuell „...
Jeder von uns hat, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, gelernt, seinen Körper ganz individuell „zu gebrauchen“. Erkrankt jemand psychosomatisch, i...
Jeder von uns hat, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, gelernt, seinen Körper ganz individuell „zu gebrauchen“. Erkrankt jemand psychosomatisch, ist auch der Körper immer unmittelbar betroffen und es ist an der Zeit, dieses unbewusste Umgehen mit der eigenen Körperlichkeit näher zu beleuchten. Eine große Unterstützung hierbei ist die Physiotherapie.
Der Umgang mit dem eigenen Körper bzw. das Körperbewusstsein wird durch Erziehung und vorgelebte Körperkompetenz unserer Bezugspersonen geprägt und körperlich abgespeichert. Unsere körperliche Erscheinung hilft mit, das physische Potential und unser entwickeltes Selbstbild auszudrücken. Psychosomatische Symptome lösen zunächst eine Unsicherheit aus – plötzlich „funktioniert“ der Körper nicht mehr so, wie wir es gewohnt waren bzw. wie er „soll“. Die oft lange Ungewissheit über die Ursache der Beschwerden lässt ein Misstrauen gegenüber dem Körper entstehen, da dieser sich offenbar nicht mehr kontrollieren lässt. In Folge entstehen Zweifel: Für welche Aufgaben Vorhaben und Lebensentwürfen habe ich künftig überhaupt noch die nötigen körperlichen Voraussetzungen? Erschwerend kommt hinzu, dass psychosomatische Beschwerden kaum auf herkömmliche Therapiemethoden ansprechen. Die Patientinnen und Patienten fühlen sich dem Körper gegenüber schließlich ohnmächtig und versuchen, die vorerst unverständlichen körperlichen Signale zu verdrängen und ihn zu „bezwingen“ – nach dem Motto „das gibt sich schon wieder“. Früher oder später kann dabei jedoch das gesamte bisherige Körper- und Selbstbild ins Wanken geraten. „Das vorrangige therapeutische Ziel in dieser Situation ist es daher, gemeinsam mit den Betroffenen Möglichkeiten zu entwickeln, wieder Einfluss auf den Körper zu gewinnen, um die empfundene Ohnmacht in eine Eigenmächtigkeit zurück zu verwandeln“, sagt Nadja Kindlmann, Physiotherapeutin an der Psychosomatischen Tagesklinik. Sie und ihr Kollege Josef Humpl, Physiotherapeut und akad. Atempädagoge, unterstützen die Patientinnen und Patienten dabei, indem sie Wissen über die Funktionen des Körpers (Anatomie und Physiologie) vermitteln, das individuelle Bewegungsvermögen fördern und weiterentwickeln und dabei helfen, neue Kommunikationsschienen zwischen Körper und Bewusstsein entstehen zu lassen. „Gelingt es, die Patientinnen und Patienten wieder neugierig auf den eigenen Leib zu machen, tritt Interesse an die Stelle von Ignoranz, Ablehnung, Misstrauen, Abwertung oder Verdrängung und der wesentlichste Schritt ist getan“, weiß Josef Humpl. All dies geschieht in vertrauensvollem Rahmen, um Neues ausprobieren zu können, begleitet durch die Therapeutinnen und Therapeuten, die zur rechten Zeit ermutigen, bestärken und Durststrecken und Rückschläge mitaushalten, bis das Fundament des Leibes wieder trägt. Insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Essstörungen spielt die Leibtherapie eine große Rolle. Die Betroffenen lernen in Gruppensettings, den eigenen Körper wieder „neu“ zu erleben. Ihr vermeintliches „Ideal“ wird hierbei immer wieder in Frage gestellt. Gleichzeitig wird an das Abgelehnte langsam und behutsam herangeführt, um es spielerisch zu integrieren. Ziel ist es, jegliche Art von Bewegung wieder als lust- und freudvolles Lebenselement zu empfinden, ohne Leistungsdruck, um dabei letztendlich ein entstehendes Wohlgefühl genießen zu können.
Physiotherapie an der Tagesklinik
Gruppen und Einzeltherapie, z. B. in:
Musik spricht Gefühle an, dass kennt jeder: Man hört ein Lied und verknüpft, häufig binnen Sekunden...
Musik spricht Gefühle an, dass kennt jeder: Man hört ein Lied und verknüpft, häufig binnen Sekunden, ein Erlebnis, ein Gefühl, eine Situation damit. ...
Musik spricht Gefühle an, dass kennt jeder: Man hört ein Lied und verknüpft, häufig binnen Sekunden, ein Erlebnis, ein Gefühl, eine Situation damit. Musik dient aber auch als nonverbales Ausdrucksmittel, um z. B. Gefühle, Bedürfnisse, Stimmungen, innere Konflikte oder Spannungen zu transportieren, mitzuteilen und zu bearbeiten. Dies nutzt die Musiktherapie, die vielfältige Ausdrucks- und Interaktionsmöglichkeiten erschließt und daher wichtiger Bestandteil in der Behandlung psychosomatischer Patientinnen und Patienten ist.
Dabei ist das freie musikalische Spielen und Töneproduzieren (Improvisieren) genauso zielführend wie Musikhören oder das Bewegen zur Musik. Um das musikalisch Erlebte bewusst zu machen, sind die verbale Aufarbeitung und Reflexion notwendiger Therapiebestandteil. Am Department für Psychosomatik bieten insgesamt drei Musiktherapeutinnen und -therpeuten im stationären, tagesklinischen und auch im ambulanten Bereich Einzel- und Gruppentherapien mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten an. Bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzstörungen werden eingeengte Beziehungsmuster reflektiert und der emotional-affektive Spielraum erweitert. Die dabei erlebten Gefühle ermöglichen es, den Schmerz umzudeuten und in neue Zusammenhänge zu stellen. Bei Patientinnen und Patienten mit einer Borderline- oder Essstörung hingegen geht es vor allem darum, die Wahrnehmungsfähigkeit zu fördern. Emotionale Blockaden oder unreguliertes Erleben von Gefühlen werden dabei mit musikalischen Mitteln bearbeitet. In der Musiktherapie mit Burn-Out-Patientinnen und -Patienten steht zunächst das lustvolle und vom Leistungsdruck befreite Tun im Vordergrund.
Ziele der Musiktherapie:
Interventionen
Musiktherapie ist grundsätzlich prozess- und erlebnisorientiert und besteht aus verschiedenen Therapieelementen:
Leben Sie den Moment! Achtsamkeit ist nichts Selbstverständliches. Von klein an lernen wir, eher un...
Leben Sie den Moment! Achtsamkeit ist nichts Selbstverständliches. Von klein an lernen wir, eher unachtsam mit uns umzugehen: Andere scheinen besser ...
Achtsamkeit ist nichts Selbstverständliches. Von klein an lernen wir, eher unachtsam mit uns umzugehen: Andere scheinen besser zu wissen, wann wir hungrig sind, wann wir müde sein sollten, wann wir dieses oder jenes können sollten. So müssen wir als Erwachsene Achtsamkeit häufig wieder neu lernen und in unser tägliches Leben integrieren. Ein Schlüssel, der gerade bei psychosomatischen Beschwerden und Erkrankungen helfen kann, die Gesundheit wieder ins rechte Lot zu bringen.
In der Achtsamkeit nehmen wir Dinge wahr, wie sie im Hier und Jetzt sind. Achtsamkeit ist dieser Moment. DGKP Friedrich Marksteiner, Stationsleiter an der Abteilung für Psychosomatik, erklärt: „Der Begriff 'Achtsamkeit' sagt es bereits, wir achten darauf, was wir erleben. Wir beobachten das Kommen und Gehen von Gedanken und Gefühlen. Wir beschreiben, was wir sehen und geben dem Erlebten Worte. Wir nehmen teil, an dem, was wir gerade tun und erleben, ohne nachzugrübeln, was gerade los ist.“ Der Effekt liegt klar auf der Hand: Die Konzentration auf etwas Bestimmtes wirkt automatisch entspannend. Wir beschäftigen uns nur mit einer Sache. Wir nehmen etwas wahr, ohne zu urteilen, ohne zu bewerten und lassen Gedanken und Gefühle vorbeiziehen. Jon Kabat-Zinn, emeritierter US-Professor und Molekularbiologe entwickelte für seine Patientinnen und Patienten in den späten 1970er-Jahren, ausgehend von einem buddhistischen Kontext und aufgrund eigener Erfahrungen, „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (MBSR), ein achtwöchiges, standardisiertes und mittlerweile international anerkanntes Programm zur Stressbewältigung. Die amerikanische Psychologin Marsha Linehan ergänzte das Programm durch hilfreiche Übungen und integrierte MBSR in das von ihr entwickelte DBT-Konzept (Dialektisch-Behaviorale-Therapie). „Achtsamkeit, in Form von MBSR, vermittelt, bildet eine der Grundlagen für die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten. Am Department für Psychosomatik lernen sie Achtsamkeit in Theorie und Praxis kennen, wobei der Praxisteil klar im Vordergrund steht“, betont Marksteiner. In MBSR geschulte Pflegekräfte leiten die Patientinnen und Patienten in Gruppensettings an. Dabei werden verschiedene Achtsamkeitsübungen wie zum Beispiel Atmung, 5-Sinne-Übungen, achtsames Hören, Sehen, Gehen sowie der Body-Scan und vor allem auch kurze, leicht und überall anwendbare Übungen erklärt und ausprobiert. „Die Patientinnen und Patienten finden so die für sie selbst passenden Übungen, die sie in ihren Alltag, auch nach dem Klinikaufenthalt, mühelos integrieren können“, weiß der Stationsleiter. Achtsamkeitspraxis ist ein ständiges Üben. So gelingt es, Schritt für Schritt und immer besser, stressige Situationen, Hochspannung, starke Emotionen, aber auch kleine Veränderungen in der eigenen Stimmungslage früher wahrzunehmen und entsprechend handeln zu können. Mit kontinuierlichem Üben von Achtsamkeit gelingt es den Patientinnen und Patienten, eine größere innere Ruhe und Gelassenheit und somit Ausgeglichenheit wahrzunehmen, die sich sehr positiv auf das weitere Leben und die eigene Psychohygiene auswirken kann.
Achtsamkeit ...
... bedeutet, auf eine bestimmte Art aufmerksam zu sein – bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu bewerten.
Die Borderline Persönlichkeitsstörung geht mit Beeinträchtigungen in der Beziehung zum eigenen Körp...
Die Borderline Persönlichkeitsstörung geht mit Beeinträchtigungen in der Beziehung zum eigenen Körper einher, mit Gefühlen von Hass, Ekel und Scham. ...
Die Borderline Persönlichkeitsstörung geht mit Beeinträchtigungen in der Beziehung zum eigenen Körper einher, mit Gefühlen von Hass, Ekel und Scham. Der Körper wird abgelehnt, es bestehen Körperwahrnehmungsstörungen, Angst vor körperlicher Berührung und eine Störung der Körpergrenze. Für viele Betroffene ist der Körper ein Objekt, das unlustvoll erlebt wird, hohe Spannungszustände erzeugt und Träger psychosomatischer Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen ist. Die DBT-basierte Körpertherapie kann ihnen helfen, sich dem eigenen Körper wieder lustvoll anzunähern.
Borderline-Patientinnen und Borderline-Patienten reduzieren ihren Körper oft auf einen „Austragungsort“ destruktiver Handlungen (Selbstverletzungen wie Ritzen, Nägelbeißen etc.). Mit Unterstützung der DBT-Körpertherapie kann eine Verbesserung der Körperwahrnehmung und eine körperliche Akzeptanz erreicht werden. Dies geschieht durch die Vermittlung von körperbezogenen Fertigkeiten zur Spannungs- und Emotionsregulation. „Die Methoden zur Verbesserung der Körperwahrnehmung basieren primär auf Achtsamkeitsübungen, die die sensorischen Informationen der Körperoberfläche fokussieren. Die Betroffenen lernen Veränderungen am Körper wahrzunehmen, ohne dies zu bewerten oder ohne das Erlebte direkt verändern zu wollen“, erklärt Brigitte Rack, Physiotherapeutin. Kennzeichnend für viele Borderline-Patientinnen und Borderline-Patienten ist, dass sie Spannungszustände und Emotionen erst wahrnehmen, wenn diese schon gravierend im Ausmaß sind. Es müssen also zunächst Voraussetzungen geschaffen werden, die inneren Zustände rechtzeitig wahrzunehmen. Die DBT-Körpertherapie findet von Beginn des klinischen Aufenthaltes an in Einzelsettings einmal wöchentlich statt. Zunächst werden die körperlichen Beschwerden gemeinsam eruiert bzw. ein Bewusstsein dafür geschaffen, da viele Betroffene dazu tendieren, Körpersignalen wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Konkrete Übungen zur Verbesserung gegebener Schwächen tragen zu einer Optimierung des Körpergefühls bei, wirken Ich-stützend und können auch zur Spannungsregulation eingesetzt werden. Weiters werden die derzeitigen körperlichen Aktivitäten erfragt. „Wir ermuntern die Patientinnen und Patienten individuell, wieder gezielt sportliche Aktivitäten aufzubauen, auch um die emotionale Verletzlichkeit dadurch zu reduzieren. Die nachfolgenden Einheiten beinhalten Übungen zur Verbesserung von Gleichgewicht, Kraft, Kondition und Koordination“, sagt Michael Reichhardt, Physiotherapeut. Die weiteren Themen der DBT-Körpertherapie reichen von der Unterscheidung von Oberflächen- und Tiefensensibilität und der bewussten Steuerung und Veränderung der Körperhaltung über die Bedeutung von selektiver Aufmerksamkeit für die Aktivierung von Emotionen, die Wahrnehmung von Körpersignalen, die durch Nähe entstehen bis hin zu spezifischen Übungen zur Spannungsregulation (Vertiefung der Atmung, rhythmische Bewegungen, Aufmerksamkeitsfokussierung, Muskelarbeit). Neben der Körpertherapie bieten Physiotherapeutinnen/-therapeuten Medizinische Trainingstherapie und Nordic Walken als wichtige Bausteine im Gesamtkonzept an.
Klinische Sozialarbeit stellt neben der Medizin und Pflege, der Psychologie und der Psychotherapie ...
Klinische Sozialarbeit stellt neben der Medizin und Pflege, der Psychologie und der Psychotherapie ein grundlegendes Behandlungsangebot im Rahmen des...
Klinische Sozialarbeit stellt neben der Medizin und Pflege, der Psychologie und der Psychotherapie ein grundlegendes Behandlungsangebot im Rahmen des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells für psychosomatische Patientinnen und Patienten und deren Angehörige dar, denn die Bedeutung des sozialen Umfeldes als Irritations- oder Stabilisierungsfaktor für Erkrankungen darf nicht unterschätzt werden. Die Klinische Sozialarbeit ist somit wichtiger Baustein und in vielen Fällen eine wertvolle Hilfe für die Betroffenen und ihr Umfeld.
Im Mittelpunkt des Interesses steht immer die Patientinnen/der Patient mit ihren/seinen persönlichen und sozialen Ressourcen. Die zentralen Methoden der Klinischen Sozialarbeit sind psychosoziale Beratung, Soziotherapie, Krisenintervention, Case Management und psychoedukative Gruppenarbeit. „Da die Auftragslagen in der Regel komplex sind, ist lösungs- und ressourcenorientiertes Vorgehen besonders wichtig. In der Einzelfallarbeit ist es unerlässlich, alle individuellen, familiären, rechtlichen, finanziellen und beruflichen Belange einzubeziehen“, sagt Mag.a Sophie Prieschl, Klinische Sozialarbeiterin. Am Department für Psychosomatik – ob stationär oder in der Tagesklinik – wird sowohl in Einzel- als auch Gruppensetting gearbeitet; fallweise ergänzt durch Angehörigengespräche. Die längere Behandlungsdauer erleichtert den Beziehungsaufbau und ermöglicht ein vertiefendes Arbeiten an den Lösungen. Häufiges Thema ist die berufliche (Wieder-)Eingliederung. „Wir sind von Anfang an bestrebt, uns an der Lebensrealität, den Ideen- und Lösungsvorschlägen der jeweiligen Patientinnen und Patienten zu orientieren und negative Folgen längerer Krankenstände abzuwenden“, betont Mag.a Daniela Grünwald, Klinische Sozialarbeiterin. Neben der Erwerbsfähigkeit fokussiert sich die Klinische Sozialarbeit auf:
Ein weiteres Angebot ist die soziale Gruppenarbeit mit Patientinnen und Patienten. Hierbei geht es um die Vermittlung sozialer Kompetenzen und um die Anregung von Lern- und Reflexionsprozessen wie etwa in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt und die Freizeitgestaltung. „Aus sozialarbeiterischer Sicht ist an der Psychosomatik vor allem die Erhaltung, Förderung und Forderung von größtmöglicher Selbstständigkeit wichtig. Die Betroffenen kommen zu geplanten Aufenthalten, in denen der zentrale Aspekt die Hilfe zur Selbsthilfe darstellt. Wir unterstützen dies, in dem wir vermitteln, wie auch nach der stationären oder tagesklinischen Therapie Selbstwirksamkeit gelingen kann. So sehen wir uns als Teil eines interdisziplinären Behandlungsteams, das zur Verbesserung der Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten beiträgt“, sind sich Prieschl und Grünwald einig.
Wenn Sie sich vorstellen, dass unser emotionales System wie ein Pferd ist, dann sitzen die Menschen...
Wenn Sie sich vorstellen, dass unser emotionales System wie ein Pferd ist, dann sitzen die Menschen im Allgemeinen auf einem Ackergaul. Relativ robus...
Wenn Sie sich vorstellen, dass unser emotionales System wie ein Pferd ist, dann sitzen die Menschen im Allgemeinen auf einem Ackergaul. Relativ robust, zuverlässig und stabil. Personen mit einer Störung der Emotionsregulation (z. B. Borderline- oder Essstörung oder PTBS) hingegen sitzen auf einem Araberhengst: Er geht leicht durch, reagiert äußerst sensibel auf Außenreize, er hat ein starkes Temperament und ist nur schwer zu bändigen.
Um auf diesem wilden Pferd im Sattel zu bleiben, muss man sehr gut reiten können, d. h. die Betroffenen benötigen nicht nur eine Menge an spezifischen Fertigkeiten, sie müssen auch ausdauernd und intensiv trainieren. Haben sie jedoch einmal ausreichend das Reiten auf diesem „Araberhengst ihrer Gefühle“ erlernt, ist es sich nicht das Schlechteste, auf einem so tollen Pferd zu sitzen. Hilfreiches Instrument hierzu ist ein störungsspezifischer psychotherapeutischer Ansatz, die Dialektisch-Behaviorale-Therapie (DBT). Das Konzept Anfang der 1980er-Jahre in den USA von der Psychologieprofessorin Marsha Linehan ursprünglich zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Borderlinestörung entwickelt. Mittlerweile wird das DBT-Behandlungskonzept auch für andere Erkrankungsbilder angeboten. Dies betrifft u. a. Essstörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). „Begründerin Linehan sieht das zentrale Problem in einer Störung der Emotionsregulation. Das bedeutet, eine emotionale Verletzbarkeit – gekennzeichnet durch schnelle, intensive und lang anhaltende Reaktionen – ist verbunden mit der Unfähigkeit, Emotionen steuern zu können“, erklärt Mag.a Doris Baldinger, Klinische Psychologin. Emotionen sind automatisch ablaufende und in der Lebensgeschichte erlernte Reaktionen auf innere und äußere Reize. Außerdem drängen Emotionen uns zu bestimmten Handlungen und beeinflussen – häufig unbewusst – unser Verhalten. „Ein wesentlicher Schwerpunkt in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Problemen in der Emotionsregulation besteht darin, langfristig die Emotionen und dadurch das Verhalten bewusst zu regulieren. Dies können Betroffene mithilfe gezielter DBT-Strategien erlernen“, weiß Mag. Birgit Hofbauer, Klinische Psychologin aus dem praktisch-klinischen Alltag. Diese DBT-Strategien stellen die Grundlage für die therapeutische Arbeit am Department für Psychosomatik in Linz sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting dar. Hierzu gehört es u. a.:
Jeder Mensch benötigt gewisse Fertigkeiten (Skills), um seinen Alltag zu organisieren und zu strukt...
Jeder Mensch benötigt gewisse Fertigkeiten (Skills), um seinen Alltag zu organisieren und zu strukturieren. Fehlen Skills im Umgang mit Emotionen, kö...
Jeder Mensch benötigt gewisse Fertigkeiten (Skills), um seinen Alltag zu organisieren und zu strukturieren. Fehlen Skills im Umgang mit Emotionen, können extreme Anspannungen entstehen, die von Betroffenen oft nur durch selbstschädigendes Verhalten (z. B. Ritzen, Ess-Brech-Anfälle etc.) kompensiert werden können. Skillstraining in der Gruppe hilft diesen Patient/innen, zur Achtsamkeit zu finden und die eigenen Emotionen regulieren zu lernen. Es fördert den Selbstwert und die Stresstoleranz und vermittelt zudem zwischenmenschliche Fertigkeiten.
Im Skillstraining werden u. a. die innere Achtsamkeit und die Wahrnehmung geschult. Die Patientinnen und Patienten lernen den bewussten Umgang mit Gefühlen und entdecken persönliche Skills, die sie bewusst zur Problembewältigung einzusetzen lernen, wenn Anspannung entsteht oder zunimmt. Neue Fertigkeiten bzw. die Verbesserung des bereits Vorhandenen ermöglichen es den Betroffenen, Denk-, Verhaltens- und Gefühlmuster zu ändern, die zu seelischen oder anderen Belastungen in ihrem Leben, in ihrem Alltag führen. „In erster Linie geht es darum, die Patientinnen und Patienten zu motivieren, das im tagesklinischen Setting gelernte neue Verhalten beizubehalten und die Übungen und gesetzten Ziele auch zuhause weiter umzusetzen. Praktisch umgesetzt gibt das Skillstraining „Werkzeuge“ in Form von Maßnahmen an die Hand. Ziel ist es, diese wieder erlernten Fertigkeiten anzuwenden, sobald die Betroffenen spüren, dass sich Anspannung einstellt. Damit können bisherige (Verhaltens-)Muster bewusst durchbrochen und steuerbar werden“, erklärt DpGKP, Isolde Siegl, Skillstrainerin an der Psychosomatischen Tagesklinik. Die „Werkzeuge“ aus dem gemeinsam erarbeiteten „Notfallkoffer“ lassen die Patientinnen und Patienten anders handeln als bisher. Sie können lernen, eine Stresstoleranz zu entwickeln, Krisen auszuhalten und zu bewältigen und die Realität so zu akzeptieren wie sie in diesem einen Moment ist. Die quälende Problematik kann langsam aber sicher durch neue Wege im Umgang mit einem Problem ersetzt werden. „Diese Methode ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen eine greif- und umsetzbare Maßnahme. Denn, wenn eine Veränderung der Anspannung auftritt, verändern sich auch die Körperreaktionen, die Gedanken, die Gefühle und das Verhalten“, weiß Karin Schwabegger. Durch Skillstraining verringert sich die emotionale Verwundbarkeit und positiven Gefühlen kann mehr Raum gegeben werden.
Das therapeutische Angebot der Ergotherapie bietet die Möglichkeit Emotionen, Konflikte, momentanes...
Das therapeutische Angebot der Ergotherapie bietet die Möglichkeit Emotionen, Konflikte, momentanes Befinden und Unbewusstes durch Gestaltung mit Mat...
Das therapeutische Angebot der Ergotherapie bietet die Möglichkeit Emotionen, Konflikte, momentanes Befinden und Unbewusstes durch Gestaltung mit Materialien zum Ausdruck zu bringen. Sowohl das Gestalten selbst als auch die Auseinandersetzung mit dem Ergebnis ermöglicht und fördert den Zugang und die Differenzierung von Gefühlen. Begleitend können dabei Handlungsplanung, soziale und kognitive Fähigkeiten reflektiert werden.
Das Basisangebot, das für alle Patientinnen und Patienten verpflichtend ist, findet in unterschiedlichen Gruppen statt, die von den Ergo- und Kunsttherapeutinnen und -therapeuten der Psychosomatik angeleitet werden:
Kunsttherapiegruppe (für stationäre und tagesklinische Patientinnen und Patienten)
Inhaltlich und didaktisch ist diese Gruppe ausdruckszentriert ausgerichtet. Es werden verschiedene Möglichkeiten des bildnerisch-gestalterischen Arbeitens angeboten:
Buchbinden (Tagesklinik)
Die Patientinnen und Patienten werden dazu motiviert, den Therapieprozess durch Schreiben eines Tagebuches zu begleiten. Das Binden dieses Tagebuches ermöglicht das Erkennen eigener Kompetenzen in Bezug auf Handlungsplanung und -durchführung.
Freizeitgestaltungsgruppe (für stationäre und tagesklinische Patientinnen und Patienten)
Hier findet eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Freizeitverhalten statt – was soll erhalten oder wiederbelebt, was erweitert und/oder verändert werden.
Zusätzlich zum Basisangebot bietet die Ergotherapie auch Einzeltherapie bzw. Kleingruppen an, die den eigenen Prozess vertiefend unterstützen:
Kunsttherapie Einzel (für stationäre Patientinnen und Patienten)
Hier findet ausdruckszentriertes Arbeiten mit vielfältigen Materialien statt.
Begleitetes Malen (Tagesklinik)
Beim Begleiteten Malen kommen die Patientinnen und Patienten mit sich selbst in Kontakt. Wichtig ist der Weg hin zum fertigen Bild, denn über den kreativen Prozess können sich Lösungswege ergeben.
Mandalagruppe (Tagesklinik)
Mandalas sind Ausdruck des inneren Bedürfnisses des Menschen nach Ganzwerdung und Einheit. In diesem Sinne werden in der Gruppe eigene Mandalas gestaltet und gemeinsam reflektiert.
Plastisch-therapeutisches Gestalten mit Ton (Tagesklinik)
Das Hantieren mit Wasser und Ton spricht die haptische (den Tastsinn betreffend) Wahrnehmung und das emotionale Empfinden an. Es lässt einen spielerisch-experimentellen Zugang zur Auseinandersetzung mit Gefühlen, Symptomen und Verhaltensweisen zu und regt zu assoziativem Denken an.